Samstag, 20. Dezember 2014

(Woody Allen, 2014) Magic in the Moonlight - 2014, Dezember


Der erste Woody Allen Film, bei dem ich eingeschlafen bin, und das nachmittags. Eigentlich habe ich mich sehr aufs Kino gefreut, denn der in der Zeitung angekündigte, etwas durchsichtige Plot der Geschichte - ein Spitzen-Zauberkünstler (Colin Firth) soll ein Medium als Schwindlerin entlarven und verliebt sich dabei in sie. Tolle Idee, auch finde ich die zeitliche und räumliche Umgebung sehr, sehr spannend; dazu habe ich viel gelesen. Auch die Schauspieler versprechen einen guten Film.
Dieser wartet auch zunächst mit super-interessanten Elementen auf: der Plot, wie versprochen, ist toll; die 20er Jahre werden mit viel Liebe zum Detail präsentiert (Klamotten, Feste, Interieurs usw.), die Provence in ihrer Schönheit mit diesen tollen Gärten, Villen, Uferstraßen und Meerausblicken. 
Das wars dann aber schon fast. Die Kameraeinstellungen sind langweilig, die Schauspieler stolzieren hölzern durch die Gegend, es gibt ständig die gleichen oder ähnliche Ansichten. Da kann ich je gleich eine Doku über die Provence anschauen. 
Und dann diese ermüdenden Dialoge! Wie jeder weiß, auch der Obermagier im Film, ist Tischklopfen natürlich nichts als pittoresker Schwindel; so ein bisschen hin und her um diese Geschichte (leider fehlt zudem noch diese irre Plasmathema) ist natürlich OK, aber nicht den halben Film lang - absolut öde. Einziger Lichtblick (leider auch immer wieder die gleiche Einstellung) ist dieses schöne Landhaus mit der alten Tante. Da hilft Emma Stone mit ihren Kuhaugen auch nicht weiter.

Mittwoch, 3. Dezember 2014

(Hans Petter Moland 2014) Einer nach dem anderen - 2014 November


So eine Art "Fargo", aber in Norwegen spielend - da gibt es deutliche Parallelen. Die Handlung ist schon göttlich angelegt: Stellan Skarsgård spielt den Racheengel und erledigt eine Latte von Typen, die den Tod seines Sohnes (Drogenkriminalität) auf dem Gewissen haben. Zuerst ist das ziemlich brutal, dann wird's skurril (soll eine Krimikomödie sein).
Alle Figuren sind schon sehr überzeichnet und in polarisierter Gegenüberstellung, so wie z.B. der norwegische Oberdrogenhändler, ein extrem spackiger Typ, veganer Maseratifahrer mit psychischen Ausfällen - dagegengesetzt der als besonders solide gekennzeichnete Protagonist, ein Typ, der den lieben langen Tag mit einem Schneepflug durch die Landschaft gurkt.
Also, diese Drogenfuzzies will der Schneepflugfahrer alle umnieten; anfäglich schafft er das auch ganz gut.
In der Mitte wechselt der Film dann plötzlich die Handlung; eine serbische Gangsterbande mit Bruno Ganz als Boss erscheint, auch Dealer, es kommt dann zum Showdown zwischen den Norwegern und Serben. Es knallt dann unentwegt, zum Schluss sind fast alle tot, zwischendurch gibt es eine Reihe unglaublich grotesker Szenen, die den Film absolut sehenswert machen.
Schön gefilmt, Soundtrack ist gut. 

Samstag, 29. November 2014

(Hans Petter Moland 2010) Ein Mann von Welt - 2014 November



Eine irre Geschichte: "Nach zwölf langen Jahren wird Ulrik aus dem Gefängnis entlassen. Er musste eine Haftstrafe wegen Mordes verbüßen, weil er den Liebhaber seiner Frau umgebracht hat. Als sich die Gefängnistüre öffnet, steht er vor einer monotonen, trostlosen, verschneiten Landschaft. Niemand wartet auf ihn. Die Welt ist ihm fremd geworden. Fast hat es den Anschein, als würde er lieber im Gefängnis bleiben, statt frei zu sein und nicht zu wissen, was er jetzt mit sich anfangen soll." (Wikipedia).
So skurrile Schauspieler, Szenen und Dialoge erlebt man selten, alles wie aus dem Raritätenkabinett. Soll eine Komödie sein, ist es aber keineswegs. Die Personen wirken wie erstarrt, vollkommen unfähig zu normalem Handeln, alles traurige Figuren, da schüttelt es einen geradezu. Die Szenen sind nicht vorhersehbar, es geht andauernd hin und her, die Beziehungen zwischen ihnen sind ziemlich undurchsichtig, der Schluss ist genauso seltsam wie der Anfang. Meist gut in den Szenen, manchmal zu exaltiert, aber meist so bizarr, dass man eigentlich nicht mehr darüber lachen kann. Sonderpunkte für skurrile Filme.

Dienstag, 11. November 2014

(John Turturro, 2014) Plötzlich Gigolo - 2014 Oktober


Eine köstliche Komödie über einsame Großstädter(innen), Sex (naja, ein Film ohne Altersbeschränkung), jüdische Gebote und Verbote, Shmorim und dazwischen wuseln der schlitzohrige Woody Allen und John Turturro himself herum. Die Handlung ist zwar etwas verwickelt; so kapiert man nicht so recht, wieso Murray (Allen) mit dieser Othello und ihren Kindern zusammenlebt, sie bleibt aber insgesamt aber gut nachvollziehbar.
Auf jeden Fall werden hier verschiedenen Welten in ihren jeweiligen Besonderheiten gut gegeneinander gestellt: Murray als pleitegegangener Buchhändler mit seinem früheren Angestellten Fioravante auf der Suche nach einer neuen Geldquelle, die gelangweilten, reichen New Yorkerinnen auf der Suche nach erotischen Abenteuern und eine jüdischen Community in Brooklyn auf der Suche nach dem rechten Weg zwischen Beth Din und Einsamkeit; alles bleibt in Bewegung, sicher seht überzeichnet, aber ein Ausschnitt aus dem Leben. Toll gemacht.
Dazu gibts schöne Filmmusik und tolle Schauspieler.   

(Zach Braff 2014) Wish I Was Here - 2014 Oktober




Fand ich ganz amüsant. Die Story, angeblich "Schauspieler sucht nach dem Sinn des Lebens", zeigt einen Wendepunkt im Leben eines abgehalfterten Schauspieler, dessen Vater im Sterben liegt. Natürlich (im Film) ist das die Zeit für eine Rückschau, für auseinandergelebt Beziehungen, Versöhnungen, hier durchmischt mit wirklich sehr witzigen Szenen und Situationskomik, jedenfalls für den, der das mag. Einige Witze sind wirklich umwerfend komisch. Ist auch teilweise eine interessante Sozialstudie, z.B. zu Privatschulen, Comic-Freaks, Hollywood (auch hier liegen natürlich Witze nah).
Natürlich gibts auch diese beknackten Szenen mit "Was tu ich, wenn ich wirklich originell und frei bin", sattsam bekannt aus allen möglichen Filmen. Da besteht Originalität darin, sich eine farbige Perücke zu kaufen, ha ha.
Wie auch immer, man kommt ganz gut unterhalten aus dem Kino.

(Mike Leigh 2014) Turner - 2014 November



Der Film hieße besser "Elendes Geröchel" oder so ähnlich: Dauernd wird geröchelt, gespuckt, geschnaubt. An und für sich habe ich mich sehr auf diesen Film gefreut, denn ich liebe Filme, in denen gezeigt wird, wie Künstler arbeiten. Aber Banane. Erst einmal malt der Darsteller (T. Spall) keineswegs so, wie wahrscheinlich Turner gemalt hat und dann sind das auch noch wenige, kurze Szenen.
Hauptsächlich ist zu sehen, wie Turner pausenlos mit dem griesgrämigsten Gesicht herumläuft und bis auf seinen Vater alle so schlecht behandelt, wie er nur kann, mal von einigen Episoden mit seiner"Nebenfrau" abgesehen. Und so entwickelt sich kaum etwas an Handlung, Turner wird auch nicht älter (im Film spielt zwischen 1828/29 und 1851), schlurft nur krummpuckelig und schlampig rum, ranzt fast alle nur an und die Mißmut in Person. Im Gegensatz dazu sind die Städte und Wohnungen geradezu sonntäglich herausgeputzt, die Straßen frisch mit Sand bestreut. Außer einigen Passagen in der Akademie, Posen vor Sonnenuntergängen und einem Techtelmechtel passiert da eigentlich nicht viel.
Mile Leih ist zudem offensichtlich der Meinung, dass es damals hauptsächlich Sonnenauf- und -untergänge oder entsprechende Stimmungen zu sehen gab. Diese dominieren jedenfalls die Bildauswahl. Das wäre ja ziemlich naiv anzunehmen, dass Turner seine Art von Bildern malt, weil er ständig diese Tagesstimmungen sieht.
Aber: Ein echtes Highlight sind diese wunderschönen Interieurs in diesem Film. Beeindruckende Möbel, wunderschönes Porzellan, tolle Gläser; leider natürlich alles zu kurz.
Tja, schade, schade.

Montag, 27. Oktober 2014

(Matt Reeves, 2014) Planet der Affen - 2014 Oktober




Also von dieser Geschichte kann man sicher noch jedes Jahr eine Folge drehen; ob die jemals besser werden, ist fraglich. Gutes Beispiel: dieser Film.
Anstelle der vielbekrittelten "talking heads" finden wie hier die "grunting heads" vor  - eine Horde Affen, die den ganzen Tag über Gut und Schlecht vor sich hergrunzt, einem Helden, beinahe hätte ich gesagt, in glänzender Rüstung (ist aber nur ein Schimpansenfell aus der Schnellreinigung) und einem Bösewicht, erkennbar an Eckzähnen und Narben; interessanterweise beide schwarz (man hätte natürlich auch für den "guten" einen Albino wählen können). Dann gibts das Pendant auf den Menschenseite, auch die Guten und die Bösen. Wie man sieht, hat sich das seit Lessings "Minna von Barnhelm" nicht weiter entwickelt.
Wie zu erwarten, ist die Story vollkommen bescheuert (die Apokalypse hat uns alle in Form eines aus einem Labor entwischten Affenvirus niedergemetzelt und nur einige wenige "genetisch" stabile Kerle und Weibsbilder haben überlebt ... meine Güte, das gibs ja wirklich schon zu Hauf!).
Es kommt, wies kommen muss. Affen grunzen für den Frieden, Menschen beschwören Gutes ... hört sich toll an, wenn da nicht diese Bösen wären, normalerweise islamische Fundamentalisten, hier im Film Affen. Na, wie ist der Schluss wohl? Wäre tatsächlich schwierig, hier ein vernünftiges Ende zu finden, deshalb lässt der Regisseur einfach alles explodieren; jedenfalls die Menschen und die Affen, nicht die Regiem den Produzenten und den Drehbuschschreiber.

(Fatih Akin, 2014), The Cut - 2014, Oktober



Guter Film. Manchmal ein wenig kitschig beleuchtet (hat aber auch solche Traumszenen); einige der Studioaufnahmen sind ziemlich grottig, da riecht man förmlich die Kulisse und auch manche Darsteller kommen daher wie aus einem Hollywood-Studio, der Protagonist wirkt eigentlich den ganzen Film durch zu jung.
Aber: Die Story kommt ziemlich authentisch rüber. Gott sei Dank verzichtet Akin auf appe Köpfe, Splatterszene, langweilige Verfolgungsjagden und dergleichen und konzentriert sich mehr auf "alltägliche" Szenen, so deprimierend und brutal die manchmal auch sein mögen.
Die irre Konstruktion einer Suche nach den Kindern rund um die Welt signalisiert uns die ganze Verrücktheit dieses unvorstellbaren Gemetzels an den Armeniern, deren entwürdigende Behandlung usw. (nebenbei: verständlich wird die Verneinung dieses Völkermords wahrscheinlich, wenn man sich vorstellt, dass noch so manche türkische Familie auf von Armeniern geklauten Möbeln sitzt, von den von ihnen geraubten Tellern isst und sein Bankkonto mit beschlagnahmten oder sonstwie geklemmten Geldern aufgepolstert hat - ähnlich wie man in Deutschland nach 45 mit den den Juden gestohlenen Dingen verfahren hat).
Wie auch immer: diese manchmal etwas traumhaften Sequenzen machen einem das vielleicht leichter, diese unvorstellbaren Schicksale nachzuvollziehen; möglicherweise ist das ja den Leuten damals auch so gegangen, denn vorstellen kann man sich eine solche Situation so recht nicht.

Freitag, 10. Oktober 2014

(Anton Corbijn, 2014) - a most wanted man, 2014 Oktober



Also ohne Seymour Hoffman würde dieser Film sofort in der Versenkung verschwinden, denn er hat ansonsten nicht viel mehr vorzuweisen als diese blöden amerikanischen TV-Serien mit irgendwelchen Geheimdiensten.
Das fängt schon mit den anderen Darstellern an; die Anwältin (im Roman eine eckige und nervige Frau) erscheint hier wie ein kuhäugiges Modepüppchen; Seymours Geheimdienst- Mannschaft kommt daher wie das Fähnlein Fieselschweif; der Banker, auch im Roman interessant geschildert, ähnelt mit Willem Dafoe eher einem Bösewicht aus "Stirb langsam"; die übrigen Geheimdienst-Fuzzies sehen aus wie Karikaturen.
Nur noch Grigoriy Dobrygin modelliert hier eine interessante Figur (Issa Karpov), trotz dieser seltsamen Hoodie-Verkleidung. Die Sets sind teilweise interessant, etwa in den Wohnungen oder bei einigen Außenaufnahmen, werden aber teilweise in einer manierierten Art und Weise genutzt wie etwa dieses "Spiel" mit den Plastikvorhängen in der leerstehenden Wohnung ("die Sicht ist verschwommen" - ach du meine Güte!). Im Film dominieren Nahaufnahmen der Gesichter, viele Dialoge, wenig Handlung; so ist er zudem auch noch ein wenig langweilig - die Story ist nämlich eigentlich eine Buchstory, atmosphärisch gut aufgebaut, für eine Verfilmung eigentlich eher eine Talking-Heads-Geschichte. 

Dienstag, 7. Oktober 2014

(Rose Bosch, 2014) - Ein Sommer in der Provence, 2014 Oktober



Bei diesem Film fragt man sich ständig, wann denn die Zigaretten-Reklame losgeht, so sehr ähneln Bilder und Handlung von "Ein Sommer in der Provence" diesen Spots, die uns alle früher in den Kinos nervten. 
Spielt in einer Kleinstadt in der Provence und was die Handlung anbelangt, ist alles nach fünf Minuten klar. 
Protagonisten sind: 

  • Der bärbeissige Opa (Jean Reno) vom Lande: da wissen wir alle, dass diese Filmtypen rauh daherkommen, aber natürlich ein goldenes Herz und einen dunklen Fleck in der Vergangenheit haben; 
  • Drei Kids aus der Grossstadt, die haben nichts als Facebook und SMS im Kopf. 

Was passiert wohl, wenn die aufeinander treffen? Opa zerschmilzt, rettet die Kids vor dem Verderb, und die Kids lernen, dass es auch andere als virtuelle Bekannte gibt. Tolle Einsicht. Das wird dann angereichert durch eine Handvoll Althippies, die so aussehen, als seien sie eben einem schwedischen Modemagazin entstiegen, durch einige Szenen aus einem Werbefilm für die Provence, so siehts jedenfalls aus. Gitarrenspiel am Strand, Blicke über eindrucksvolle Landschaften, angeblich wilde Pferde (mit Brandzeichen!) und diese ländlichen "Originale", deren Besondeheit darin besteht, schon vormittags im Cafe Pastis zu trinken und hinter hübschen Frauen herzurufen. Opas Frau Irene, eine von diesen mit Lebensweisheiten vollgestopften Großmüttern, versucht, Opa aufzuweichen, doch Opa ist eine ziemlich harte Nuss.
Dann tauchen zur Illustration des Familienhintergrunds ihre von Enkel per Facebook ausgegrabenen Althippie-Kumpels auf. He, Mann, die waren tatsächlich auch mal jung und haben verrückte Sachen gemacht, wer hätte da gedacht, und der Funke glimmt noch immer in ihnen (das entwickelt sich ja geradezu zu einem Filmtops). Sie schwafeln am Lagerfeuer über gemeinsame Erlebnisse irgendwo in Indonesien oder was weiß ich wo sonst noch (man kriegt sogar eine Karte gezeigt, wo sie alle waren, tatsächlich überall, aber Delmenhorst fehlt allerdings darauf). 
Der kleine Theo, das jüngste der drei Kids, kriegt den bärbeißigen (und immerzu besoffenen) Opa mit seinen kornblumenblauen Augen rum, der verwandelt sich dann in einen richtigen Menschen, der Mineralwasser trinkt. Ende.
Gott sei Dank ist der kleine Theo aber gehörlos und muss sich das ganze Gequatsche nicht anhören. 

Dienstag, 16. September 2014

(John Carney), 2013 - Can a Song save your life - 2014 August


Also eigentlich liebe ich alle Filme, die Musik zeigen. Das ist auch das, was ich an diesem Film schätze. Sonst aber unerträglich. Alle voller lächelnder oder lachender Menschen, die ständig "natürlicherweise" auf den Strassen herumtanzen, permanent singen und diese extrem einzigartigen New Yorker repräsentieren, deren Originalität darin besteht, einen Bart zu haben oder in einem coolen Appartment zu wohnen.  
Kitschige Beleuchtung, ständig die Knightley in Nahaufnahme (macht gefühlte 30% des Films aus), grinsend oder süss lächelnd, als Provinzmäuschen. Ihr Gegenspieler Mark Ruffalo, ein versoffenes Genie, Jaguarfahrer, geschieden, niedliche Tochter ... mann, das kann man ja kaum aushalten. Und die Tochter kriegts richtig dicke: Sie läuft in diesem Fetzenlook rum ("na, da wirste sehn, welche Kerle du so anlockst" - ich hör meine Urgroßmutter pfeifen) legt sich dezente Kleidung zu und ab da klappts alles richtig. Wie bitte?
Und dann diese Musiker, die unentwegt gutgelaunt vor sich hingrooven - vormittags arbeiten einige von ihnen vielleicht mit ferngesteuerten Drohnen im Irak und grooven dann nachmittags lustig weiter. Haha.

(Luc Besson 2014) - Lucy 2014 September



Link zum Trailer
Eigentlich ganz spannend angelegt. Lucy gerät in die Klauen eines fast menschenfresserisch veranlagten Tiadentyps, der ihr per Bauch-OP ein Päckchen Rauschgift (CPH4) zwecks Schmuggel implantiert. Das bricht auf, gerät in ihrer Blutbahn und verwandelt sie mit viel Optik-Zeppzapp in ein Superwesen mit irren Gehirnkapazitäten; quasi das Gegenstück zu den blonden Protagonistinnen in Hollywoodfilmen. Tja, und nun sind die Chinesen dran, denn Lucy verhaut sie nach Strich und Faden und entwickelt seltsame Zauberfähigkeiten. Zum Beispiel kann sie Fernseher und Handys kontrollieren und versteht Quantenphysik - wäre also die ideale Lehrerin.

Die Chinesen - sehen aus wie aus Tim und Struppig - reden genauso unverständliches Zeugs wie Morgan Freeman bei seinem schwachsinnigen Vortrag über Evolution. Diese Passage ist ohnehin zu Gähnen - voller jagender oder sich irgendwie bewegender Tiere (mit diesem Rubriks Cube - wusste ich gar nicht, dass das auch ein Tier ist). Fazit: Menschen nutzen nur 7% oder 15% ihrer Gehirnkapazität, Delphine dagegen 20%. Vergessen hat Freeman die Drehbuchschreiber; die nutzen offensichtlich maximal 0,001%. Auch die Vererbung von Informationen wird anhand von Tierbeispielen illustriert; hier ist der Film so eine Art Neuauflage von „Die Biene Maja“; hätte man aber lieber gerne anhand von Scarlett Johansson gesehen.
Wie auch immer: Lucys Superfähigkeiten bestehen schließlich darin, dass sie schießen kann (oho!), sie spürt ihr Gehirn (was man von den Drehbuchschreibern nicht behaupten kann) und sie fühlt irgendwie alles und kann sich an alles erinnern (als ob einem das wirklich was nutzen würde). Dann darf dann natürlich auch das obligatorische „Ich hab dich lieb!“ nicht fehlen, wirre Pseudophilosophie und wir sind ganz gespannt darauf, ob sie nun vielleicht auch noch singt.
Irgendwie kann sie nun alles, z.B. Personen in Tiefschlaf versetzen. Freeman „Geben Sie´s weiter!“, also doch: Traumberuf Lehrerin. Mit dem Computer kann sie so blitzschnell umgehen, dass man nichts mehr auf dem Bildschirm erkennt - kann sich also nur um Windows handeln. Und Auto kann sie fahren, in Paris - o lala - aber in Filmen fahren alle Typen in Paris so; man kommt ans Ziel und die anderen haben den Blechschaden. 
Doch die Chinagang gibt nicht auf. Respektloserweise wollen sie Lucy an der Sorbonne überfallen, wo sie gerade Wissenschaftlern erklärt, dass 1+1 nicht 2 sondern irgendwas anderes ist - also doch nicht so recht als Lehrerin geeignet.
Dann wird's dramatisch. Lucy frisst alle Computer auf. Bevor man dazu kommt, in Jubel auszubrechen, schafft sie eine neu. Ich dachte immer, das kriegt nur Steve Jobs hin. Lucy kann nun wirklich alles, z.B. den Fußgänger-Verkehr am Times Square regeln, auf einem Bürodrehstuhl Sitting Bull zuzuschauen oder Original-Lucy die Hand zu geben. Hatte Däniken also doch Recht! Während dann noch einige komischen Grafiken den Film unnötig verlängern (solche kennen wir alle als Bldschirmschoner), verschmilzt Lucy bei 100% Gehirnkapazität zu einer Zelle. Nun endlich fällt ihr Kleid, aber sie ist so mikroskopisch klein, dass sie nicht mehr zu erkennen ist - schade. 

Die Menschheit kriegt als Erinnerung einen USB-Stick (aber noch nicht mal USB4), und dann ist Lucy überall (sollte die vielleicht dann eher NSA heißen?). „Macht etwas aus dem Leben!“ lautet ihre letzte Botschaft. Na, das hätten wir uns ohne Lucy bestimmt nicht überlegt. Danke für diesen Ratschlag, Luc. 

Freitag, 22. August 2014

(Philippe de Chauveron), 2014, Monsieur Claude und seine Töchter - 2014 Juli


 

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Was denken wir, was "Rassisten" denken und sagen?
Das wird uns in diesem Film vorgestellt und erschöpft sich eher in einer Reihe lustiger Stereotypen (Chinesen sind Geschäftsleute, Israelis sind schlecht erzogen, Araber sind aggressiv, Franzosen sind stockkonservativ, Afrikaner tanzen und haben Rasta-Zöpfe). Und alle Protagonisten haben über die "Anderen" entsprechende Vorstellungen.
Thema des Films "na, wenn alle solche Vorstellungen haben, das gleicht sich dann also aus" in Form einer Art Slapstick-Komödie. Deswegen kann man auch herzlich über manche Szenen lachen, die oft auch Blödeleien sind (Ach was, die trinken keinen Alkohol?) und sich eigentlich nicht von den Blödeleien des Vaters, M. Claude, unterscheiden.
Also dieser Teil des Films ist sehr unterhaltsam.

Tja, und dann gibts da aber noch diese mitlaufenden Stereotypen, über die man nicht lachen kann: jugendliche Araber kiffen und sind kriminell, Koffi kommt daher wie der typische Ministrel-Show-Typ, Mitteleuropäer sind immer liberal, Israelis sind zynisch, andere Kulturen bestehen immer auf atavistischen Ritualen, schöne Frauen kommen immer klar usw.
Da kann man wieder mal sehen, dass es sehr, sehr schwierig ist, gute Komödien zu machen.

(Johannes Naber), 2014, Zeit der Kannibalen - 2014 Juli



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Den Film fand ich wirklich gut. Ist eigentlich mehr so ein Kammertheater-Stück mit meistens zwei, in Partien auch drei Personen, wenige Nebenfiguren, über die Personengruppe Unternehmensberater, über die man häufig etwas in Zeitungen liest, wie z.B. heute im Weser-Kurier zum Thema "Kellogs wird nach Hamburg verlegt" (nicht dass ich den Hamburgern das nicht gönne).
Es geht um Macht auch im unmittelbaren persönlichen Umfeld, um Profitwillen ohne Rücksicht auf Verluste, um den Totalverlust persönlicher Integrität, um Versagensängste im Geschäft und in persönlichen Beziehungen und um Neurosen, die aus dieser Situation entstehen.
Kann man kaum glauben, dass ein drei-Personen-Stück fesselnd sein kann. Die Schauspieler sind gut gewählt, können ihre Rollen gut verdeutlichen, die Enge der Umgebung wird passend einbezogen (alles spielt in "neutralen" Hotelzimmern). Super.

(Lisa Azuelos) 2014, Einen Augenblick Liebe - 2014 August


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Geht über eine L'Oleal-Reklame kaum hinau, ist nur länger. Grottige Beleuchtung, fast alle Darsteller grinsen unentwegt vor sich hin, die Marceau ist irgendwie die schönste Frau der Welt, wenn man das an  der Anzahl der Close-Ups ablesen würde, die Handlung lässt sich in einem Viertelsatz zusammenfassen. 

Donnerstag, 17. Juli 2014

(Don McKellar), 2014 - Die große Versuchung - 2014 Juli

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Ist im Grunde genommen diese alte Kiste mit aufgedrehte Stadtmenschen gegen urige Landbewohner. Diesmal allerdings mit etwas mehr Raffinesse. Kennzeichen des Stadtbewohners sind nämlich nur noch irre Jazzmusik zu hören, leichtgläubig zu sein und eine schon längst in die Brüche gegangene Beziehung zu haben (eigentlich nicht viel, kennen wir ja auch ganz anders). Kennzeichen der Landbewohner ist es dagegen, zwar ziemlich urig bis hin zu bekloppt daherzukommen, aber durch die Moderne in eine haltlose Situation gekommen zu sein, und zwar vor Ort, also nicht in der Großstadt. Daraus entwickeln sich dann eine Reihe Täuschungen, Lügen, lustigen Aktionen, gewürzt durch "echte" Stadtbewohner (Hai-Menschen). Sehr unterhaltsam, Szenen sorgfältig komprimiert, verständliches Ende, gute Schauspieler, wenig Überflüssiges.

Dienstag, 1. Juli 2014

(Doug Liman), 2014, Edge of Tomorrow, 2014 Juni



Link zum Trailer
Ganz witzig gemacht. Diese Geschichte mit den Zeitsprüngen - ähnlich wie bei dem Murmeltier-Film - wird gut gelöst, nicht immer ganz logisch so wie beispielsweise zum Schluss. her warum muss eine Filmhandlung logisch sein? Ist jedenfalls ganz unterhaltsam. Tom Cruise ist in der Rolle des Deserteurs ziemlich gut, in der Heldenrolle deutlich zu glatt und zu schön. Trotz dieser wiederholten, gleichen Sprünge ist der Film nicht langweilig, die Handlung erfordert das schon so. Zum Schluss gibts einige Längen, die Aliens sind naja, insgesamt aber alles sehr dynamisch.

(Charlie Siskel, John Maloof) 2014 - Finding Vivian Maier, 2014 Juli

Link zum Trailer
Ein Superfilm. Erst einmal ist die Story gut (würde man in Romanform als übertrieben betrachten); es geht um das Leben einer vollkommen unbekannten Fotografin, deren Oeuvre per Zufall entdeckt wird, dann sind die Fotografien dieser Frau unglaublich gut und interessant (so eine Mischung zwischen sozialdokumentarischer Fotografie, Weegie und Diane Arbus) und schließlich ist der Film genauso nerdmäßig wie die Fotos von Vivian Maier im Hinblick auf die Protagonisten. Da stimmt alles.

Samstag, 14. Juni 2014

(J.P. Hogan) Muriels Hochzeit, 1994 - 2014 Juni


Link (englische Fassung)
Hatte ich schon mal von 20 Jahren gesehen, wahrscheinlich darüber gelacht. Jetzt: ein bitterböses Komödiendrama (Dramedy), eine Sozialstudie, in Australien, in einer völlig kaputten Familie (hoffentlich ist es da nicht so).
Bestechend an dem Film: exzellente Schauspieler, auch in den Nebenrollen, weit verstreute Rollenschwerpunkte (also nicht, wie üblich maximal drei Protagonisten) und eine Handlungskonstruktion, die sich eigentlich kaum oder nur äußerst zäh entwickelt und trotzdem spannend bleibt.
Die hier behandelten Themen (eine an Schizophrenie grenzende Realitätsferne fast aller Personen) werden nur teilweise kontrastiv gegeneinander eingesetzt (so Muriel und dieser schöne Schwimmer), so bleibt der Film immer gut im vorstellbaren Rahmen, eine Art Sozialstudie eben. 

Montag, 9. Juni 2014

(Bryan Singer), 2014 - X-Men days of future past - 2014 Juni


Link zum Trailer
Kommt einem immens bekannt vor: Zeitreise, Zeitreise zurück, Zeitreise zurück, um eine Katastrophe in der Zukunft zu verhindern, Zeitreise zurück in eine Zeit, in der die Menschen anfangen Roboter zu bauen, die in der fernen Zukunft ..., eine verrückte Frau, die das alles verursachen soll - da fehlen nur noch Tim und Struppi.
Ansonsten sind noch da: Kirk, Kennedy-Mord, Nixon, ein "bösartiger Zwerg", Mutanten aller Art, witzig anzusehende Szenen aus den 70er Jahren; aber eine irgendwie neue Story glänzt durch Abwesenheit. Der Rest ist aufgefüllt mit Kampf-und Effektszenen aller Art und Politikergeschwafel, das wir bereits aus den alten X-Men-Filmen kennen.

Samstag, 7. Juni 2014

(Jack Anold), Monster on the Campus, 1956 - 2014 Juni



Link

In einer amerikanischen Kleinstadt ist die Welt scheinbar in Ordnung. Aber dann bricht gleich die Hölle los (na ja, vielleicht war das ja auch schon vorher so, nur keiner hats gemerkt). Eigentlich kurz zu erzählen: durch einen Kontakt mit dem „Saft“ eines urzeitlichen Fisches verwandeln sich alle Lebewesen in die entsprechenden Urzeitwesen. Und das Besondere dabei ist, dass das dann alle aggressive Monster werden, wie z.B. Dr. Donald Blake, der ein Piltdown-Mensch wird, der nichts anderes im Kopf hat, als eine diese attraktiven amerikanischen Zuckerschnecken umzubringen, dazu noch einen Inspektor und einen Ranger (das geht natürlich gar nicht). Interessanterweise doziert besagter Blake zum Thema, wie dünn doch die Zivilisationdecke des Menschen sei, quasi der theoretische Hintergrund des Films für Doofe. Zwischendurch manchmal ein wenig langweilig wegen des Gequassels. 
Aber dann gibts sehr unterhaltsame Szenen, z.B. die mit dieser köstlichen „Plastik“-Libelle, mit dem 100 kg-Fisch, der irgendwie nur 10 Kg wiegt, diese verrückten Erklärungen gegenüber Kollegen, die Beauty and the Beast-Szene,  diese unglaublich beknackte Maske  und natürlich die Selfie-Szene zum Schluss. Und was hat das alles ausgelöst? Radioaktive Strahlen (ist also eine Art Godzilla-Geschichte), wussten wir schon immer. Besonders lustig ist diese Piltdown-Geschichte. Der gute Dr. Blake verwandelt sich nämlich nicht in eine tatsächlich einmal existierende Spezies, sondern eine Fälschung aus dem Jahre 1903, das passt dann wiederum zum Film.  

(John Guillermin), 1978, Tod auf dem Nil - 2014 Juni


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Habe ich mir angeschaut, weil es demnächst die Filmmusik im Konzert gibt. Hört sich auf den ersten Hör  wie eine Kombi von Strauss und Korngold an.
Insgesamt ist der Film langweilig mit vielen überflüssigen Szenen. Alles ziemlich hausbacken. Außerdem: Hier hat jemand Agatha Christi falsch verstanden. Das sind keine Komödien, das sind Satiren.
Es fängt mit dieser seltsame Beleuchtung bei Innenaufnahmen an - entweder alles total ausgeleuchtet oder lagerfeuerähnlich. Aufgebrodelte Kulissen, langatmiges Gequassle, das den Charakter der karikaturhaft präsentierten Protagonisten dem Zuschauer erhellen soll. Mia Farrow ist das einzige Highlight neben dein Tempeln von Karnak; nicht nur Lois Chiles spielt grottenschlecht.
Die Einstellungen sind geradezu wie aus einem Schülertheater: immer zwei oder drei Personen stehen mehr oder weniger parallel zur Bildkante und reden in die Kamera.
Die bedauernswerten Ägypter sind entweder lächerliche Figuren oder reiten auf Eseln, tauchen,  machen Faxen usw.
Eigentlich schade, dass es nur fünf Tote gibt - die anderen hätte’s auch wegen schlechter schauspielerischer Leistungen verdient.

Freitag, 6. Juni 2014

(Giuseppe Tornatore), 1988, Cinema Paradiso - 2014 Juni


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Einer von meinen Lieblingsfilmen, diesmal auf Italienisch gesehen. Der Plot ist gut, das Thema ist gut, als Sozialstudie sehr interessant; man erlebt Italien, genauer gesagt Sizilien, am Ende des WK II bis in die 70er Jahre. Die Schauspieler sind super, vor allem der kleine Junge. Lediglich die Maske lässt manchmal etwas zu wünschen übrig. Und natürlich sind die zwischendurch zu sehenden Filmausschnitte interessant (Kino ist Leben - das ist auch die Botschaft des Films). Die Musik ist ein echter Ohrwurm, auch super.

Sonntag, 1. Juni 2014

(Hossein Amini) Die zwei Gesichter des Januars - 2014 Juni



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Das fand ich einen ziemlich gut gemachten Film; die Story ist typisch P. Highsmith. Keiner weiß genau warum, aber plötzlich wird´s immer fataler und keiner hat eine Chance, dem zu entkommen, eigentlich so eine Art griechischer Tragödie, modern. Alle drei Protagonisten sind "messy". Man versteht zwar die Protagonisten, aber dann doch nicht so richtig, die sind zu weit entfernt von uns.
Manchmal fand ich die Szenen doch ein wenig zu theatral vorgeführt, dem Zuschauer wurde einiges zu sehr unter die Nase gerieben, so zum Beispiel in der Szene, in der Rydal von irgendeiner wie eine Perlenschnur aufgereihten Jung-Krankenschwester-Gruppe - oder sind´s Novizinnen? - zufällig gesehen wird.
Besonders gut gefiel mir diese Vater-Sohn-Kiste zwischen Rydal und seinem verstorbenen Vater und dem "optischen" Vaterersatz Chester, irgendwie subtil verständlich, dann doch wieder weit weg. Genau darin liegt der Reiz des Films: Genaues weiß man nicht. Diese Kombination ist total gelungen. Eigentlich gibt´s nicht zu meckern. Die Schauspieler sind gut, die Musik spitze, atmosphärisch ist der Film schön (daran kann ich mich gut erinnern), die Idee und das Drehbuch sind aufregend, gut beleuchtet und geschnitten, wenig Hit-and-Run Elemente.
Der einzige echte Wermutstropfen ist - wie gewohnt - die deutsche Übersetzung des Titels. Da ist natürlich ein Januskopf gemeint, dargestellt durch Chester und Rydal, spielt vielleicht auch im Januar, was man aber nicht sehen kann (deutscher Buchtitel "Unfall auf Kreta" ist genauso beknackt).

Donnerstag, 29. Mai 2014

(Marcel Carné) Juliette - 2014 Mai



Da wollte ich eigentlich die Oper Juliette in Bremen sehen und bin erst mal beim Film hängen geblieben, leider nur auf Französisch, dafür aber mit Gérard Philipe. 
Fängt an im Knast, Gérard - unrasiert - schläft und tagträumt von Juliette, plötzlich ist die Tür offen, Gérard - plötzlich rasiert - ist im Freien (fürchterliche aahhhlalaohhaa-Musik) und läuft auf ein Gebirgsdorf zu. Nun wird surreal: alle Bewohner haben ihr Gedächtnis verloren, wissen nicht einmal den Namen des Dorfs. Dann sieht´s scheinbar aus wie in den guten alten Zeiten: die Frauen waschen und quatschen, Männer sitzen oder laufen rum - wie bei Asterix und Obelix - aber keiner weiß, wo er ist, welche Zeit jetzt ist, was er will, sehr schön symbolisiert; ein perfektes surrealistisches Szenario. Gérard sucht Juliette, aber keiner weiß irgendwas, bis auf einen Akkordeonspieler, der sich erinnert, wenn er spielt. Plötzlich kennen alle Dorfbewohner irgendwelche Juliettes, dann wieder nicht, dargestellt von schrägen Typen. Dann erscheint sie selbst kurz. Ein Dorfbewohner führt Gerard auf den Friedhof, aber auch hier einige oder keine Juliettes.
Nun wird´s ziemlich irre; es gibt ein "Büro für Träume", Erinnerungen existieren nicht mehr, es gibt keine Erinnerungen an Liebe, auch an Verabredungen - so als wären alle dement; auch die Handlung wird zunehmend verwirrender, Fiktion und Wirklichkeit erscheinen austauschbar, sind wir in einem Traum oder nicht. 
Dann wechseln wir zu dem sehr steif spielenden Blaubart, ins Schloss, in dem Juliette erscheint, Gerard suchend und ein seltsamer Dialog hebt an, ab hier wird der Film dann leider zu dialoglastig. Auch Gerard erscheint in dem immer mehr surrealer wirkenden Schloss, trifft dann schließlich (im Dorf zurück, beim Dorffest) Juliette, die teilweise zusammenhangsloses Zeugs erzählt, manchmal hört sich das gar existenzialistisch an; sie vergisst Gerard, kehrt zu Blaubart zurück. Wie in Frankenstein erstürmen nun die Dorfbewohner das Schloss, Blaubart versucht Juliette zu heiraten ... und die Dorfbewohner erinnern sich an nichts, irres Geläute und bums ist er wieder in der Zelle zurück. Und nun tauchen einige "Traumfiguren" nochmals auf, incl. Juliette - ist das jetzt die Realität? Man weiß es nicht so recht, außerdem sind wir in Paris, Gerard flieht durch dunkle Gassen, findet eine verbotene Tür und landet wieder am Anfang des Films.
Abgesehen von einigen zu langen Dialogen, einigen steifen Figuren und reingepappten Kulissen hat mir der Fim ganz gut gefallen. So stelle ich mir surrealistische Filme ohne durchgeschnittene Augen vor.
Kulissen manchmal zu sehr reingepappt.




Sonntag, 25. Mai 2014

(Marc Webb) The Amazing Spiderman - 2014 Mai


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Eine Mischung zwischen Märchen (Blondine wird von finsteren Mächten geraubt, der Prinz bemüht sich sie zu retten), partiellem Weltuntergang (wie bei Gaston - der Stadt wird der Saft abgedreht), Lonley Wolf (Romanze ja, Bindung nein) und amerikanischer Wanderpredigermentalität (Never Give up Hope).
Die Story ist schnell erzählt: Spiderman räumt auf, diesmal gleich mit zwei Kerlen. Warum, weshalb, wieso - muss man sich nicht fragen, solche Filme sollen ja auch nicht logisch sein; man versteht nämlich weder Spiderman noch seine Gegner und ihre wesentliche Charaktereigenschaften sind ihre Kostüme. Die Actionszenen sind auch nur manchmal kurzweilig (dieses Herumgefliege in der Stadt kennen wir schon sattsam aus den anderen Spiderman-Filmen), diesmal ist allerdings eine ernsthafte Bedrohung der Welt dabei: Electro schaltet die Leuchtreklamen am Times-Square ab, das geht natürlich gar nicht. Zum Schluss greift der Regisseur in die Godzilla-Trickkiste und lässt Elecro die halbe Stadt in Schutt und Asche legen, auch hier versteht man nicht, wieso.
Mit anderen Kostümen für die Darsteller ausgestattet, könnte der Film deshalb auch fast als "Thor 3" oder "Iron Man 4" durchgehen.

Plus-Minus-Bilanz: Held überlebt, tote Blondine, toter Afroamerikaner.

Sonntag, 18. Mai 2014

(Klaymann) Ai Weiwei - Never Sorry - 2014 Mai



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Szenen aus dem Leben von Ai Weiwei und dem Leben in China, auf das er seine Aufmerksamkeit richtet. Eigene Arbeit und Mitarbeiter, Zerstörungen von Häusern, Pfuscherei am Bau bei Erdbeben, Demonstrationen, die Typen von der Staatssicherheit, kurz: all das, was das Leben in China eben nicht lebenswert macht. Der Film ist voll mit historischen Filmszenen, deprimierenden Fotos aus der Kulturrevolution, Interviews mit Freunden, Bekannten, Künstlern, Berichten über die eigene Arbeit und die seiner Lebensbedingungen, Hausdurchsuchungen aber auch Ausstellungen, der verletzte Ai Weiwei usw. alles in Form einer Art Filmcollage. Das ist auch eine interessante Zusammenstellung der letzten Jahre Zeitgeschichte China und USA. Dass der ein "pain in the ass" für die Chinesische Regierung ist, erstaunt nicht. Man versteht nun auch genauer die Rolle von Twitter und Medien in seinem Leben.
Und - die Wirklichkeit zeigt, auch sie ist eine Collage. Wie auch immer, man gewinnt einen sehr guten Einblick in seine Lebensbedingungen und auch in seine Arbeiten.
Muss man glaube ich 2x oder mehrfach sehen, so viele Dinge kommen darin vor.

Mittwoch, 14. Mai 2014

(Paul Strand) Manhatta, 1921 - 2014 Mai



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Das ist ja fast so eine Art Life-Metropolis, in viele Szenen. Man sieht New York um 1920; Menschen, die zur Arbeit streben, auf Schiffen, in Straßen, leblose Straßenschluchten mit Menschengewimmel, Straßenarbeiter, Arbeit an Hochhäusern, Hafenbetrieb, Eisenbahnen, Ozeandampfer - ein Loblied der Moderne. Die Zwischentitel sind echt störend; sie preisen dieses Leben an (z.B. "iron Beauties") - kann man aber anhand der Bilder nicht nachvollziehen. Da muss man schon ein besonderes Faible für Technik haben, wenn man das gut findet (findet sich ja aber in vielen Filme und auch bei bildenden Künstlern aus dieser Zeit). Alles voller Dampf, die Menschen sind Ameisen. Aber als Illustration sehr schön, viele wechselnde Shots, seht statische Einstellungen, interessante Durchblicke, bizarre Formen, schräge Schatten, Diagonalen beherrschen die Szene.

Freitag, 9. Mai 2014

(Francois Ozon) Jung und schön, 2014 Februar



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... hatte ich ganz vergessen, dass ich den gesehen hatte, hat keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ich weiß nicht, wer sich sowas Blödes ausdenkt. Ein alter Typ hat einen Herzinfarkt, während er mit einer jungen, optisch und sonst irgendwie "frischen" minderjährigen Frau vögelt, ein Stereotyp erster Klasse, angeblich Wunschvorstellung aller Männer vom "schönen Tod". Und der Zuschauer darf mal mit rein in die Hotelzimmer, wenn´s zur Sache geht. Gähn - diesen Ansatz kennen wir seit der Kameliendame.
Darum rankt sich handlungsmäßig die ganze Story.  Um alles ist noch eine Familiengeschichte mit Freunden angesiedelt: das Mädchen macht den Adoptivvater scharf, die Mutter - hat natürlich auch eine Affäre - versteht ihre Tochter nicht (kommt mit auch bekannt vor); Gelaber beim Psychologen - sie hat diese Lolita-Nymphmain-Veranlagung, ein eher literarisches Konstrukt, das irgendwie alle männlichen Regisseure reizt, herrje nochmal.
Wie kriegt man da noch einen anständigen Schluss hin? Lolita versöhnt sich mit der Frau ihres "Geliebten" - wussten wir schon immer, dass bei Frauen angeblich so eine "ich-versteh-dich-Kiste" haben sollen, die Große Mutter, die alle Konflikte an ihren Busen drückt und so eliminiert.

Dienstag, 6. Mai 2014

(Darren Aronofsky) Noah - 2014 Mai



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Mindestens 40 Minuten zu viel und eine bunte Mischung aus Harry Potter, Mad Max, Transformers und Conan.  Erst läuft Noah durch irgendwelche Steppen oder Gebirge, seine Frau versucht dabei, immer scharf, unterernährt aber dennoch frisch gestylt auszusehen, dann tauchen unsäglich blöde gemachte Monster auf, die Wächter (was soll das denn bloß?), die irgendwelchen apokryph-esoterischen Prometheus-Unsinn erklären - Däniken lässt grüßen. Da kann man ja froh sein, das Anthony Hopkins nur Methusalem und nicht Gott spielt. Schaut ein wenig nach Uncle Vester aus. Was die Menschen falsch gemacht haben, was Gott also nicht gefällt, bleibt im Dunklen. Vermutlich sollen das die kalhlgeschlagenen Wälder sein, die immer wieder auftauchen. Vielleicht engagiert sich Gott ja bei Greenpeace. Dann geht´s ein wenig Harry-Potter-mäßig zum beim Bau der Arche. Die "Wächter" - sehen aus wie eine Kreuzung zwischen diesen wandernden Bäume mit den Transformers - entpuppen sich plötzlich als gediegene Zimmerleute und Schiffsbauer. Da passt es gut, dass auch Emmy Watson mitspielt.
Plötzlich ist die Arche voll mit Vögeln, die schlafen in so kleinen Kojen, wie in der Jungendherberge. Damit die Geschichte nicht noch langweiliger wird, taucht irgendein König auf - aber noch mehr langes Gequatsche, seine Gefolgsleute benehmen sich unflätig. Zwischendurch kommen alle möglichen Tiere, schön zu zweit sortiert, und lassen sich häuslich nieder (eine verpasste Gelegenheit: man hätte ja die unkoscheren Tiere einfach draußen lassen können).
Nach ein paar zusammengewürfelten Szenen kommt es zur Endschlacht, Noah gegen den König, Gott hilft mit irgendwelchen Beamerstrahlen mit. Dann endlich ist die Flut da und die Arche entpuppt sich als eine Mischung zwischen Uboot und schwimmender Jugendherberge.
Bei flackerndem Lagerfeuer darf Russel Crowe nun die Genesis kurz zusammenfassen; filmisch illustriert wie nach einem Buch von Bill Bryson und ergänzend "tiefsinninge" Gedanken. Gott sei Dank ist der dann folgende Teil ziemlich dunkel, so dass man nicht alles erkennen kann. Auch der König hat sich auf die Arche gerettet und isst nun ein paar von den Tieren auf (vielleicht einen Dodo), die müssen dann wenigstens den Rest des Films nicht mehr mit erleben, denn nun wird´s turbulent. Der König, alter ego Noahs, mutiert zu Dumbledore, Emma wird schwanger, hat aber nicht mal geheiratet,;Noah, der will, dass die Menschheit untergeht, rastet fundimäßig aus, alle reden nur noch Unsinn, das Baby kommt, dann noch eines (wo bleiben die 9 Monate?), Emma schreit dieses übliche Film-Geburtsgebrüll, die Kinder und der König kämpfen mit Noah, das Wetter wird besser, die Arche läuft auf ein Riff, Noah lässt dann doch den Großvater-Larry raushängen und bums kommt die Taube mit dem Ölzweig, der betrunken Noah und Ham dürfen dann auch nicht fehlen - so ist dieser letzte Teil dann doch ganz kurzweilig. Zum Schluss verschwindet Ham, das ist dann der Anlass für "Noahs Söhne" - bleibt uns hoffentlich erspart.

(Jalil Lespert) Yves Saint Laurent - 2014 Mai


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Atmosphärisch meist gelungen, finde ich.  Nicht nur die Modenschauen kann man gut nachvollziehen, auch  diese Wohnatmosphäre in Paris und auch in Marrakesch hat was an sich (leider immer wieder mit einer Reihe identischer Shots - an Kulissen sparen?). Die Schauspieler wirken ziemlich hölzern, vor allem Pierre Berger, Laurent wirkt manchmal wie Harry Potter. Für mich animierend diese alten Kostüme, die Frisuren, die Räume, die Typen - das kann man wirklich goutieren; ebenso die Filmmusik, gut ausgewählt. Nervig sind diese Mehrfachbelichtungen, dieses Off-Gequatsche; wenn man Inhalte nicht darstellen kann, soll man´s lassen.
Ganz gut nachvollziehbar ist dieser arme Kerl in seiner Situation, manchmal erhascht man auch einen Blick auf seine Kreativität, das wird leider ziemlich untergebuttert; soll ja auch andererseits keine Doku sein. Auf diese Art und Weise bekommt andererseits man nicht mit, wieso Laurent so ein Star in der Modeszene war. Aber auf jeden Fall ist der Film kurzweilig, hat keine besondern Längen, leider eine ganze Reihe von Wiederholungen, auch bei den Shots, ist gut ausgeleuchtet und meist gut geschnitten. 

Samstag, 3. Mai 2014

(Paul Haesaert) Visite a Picasso, 1950 - 2014 Mai



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Ein Dokumentarfilm mit vielen Werken Picassos (S/W), chronologisch aufbereitet, dann ist da auch der Meister in seinem Atelier, man kann sein Haus sehen, eher langweilige Teil; man sieht ihn seine Gemälde hin- und herschleppen, Werke tiefgründig betrachten. Im Hintergrund eine nervige Orgelmusik. Diesen ersten teil kann man getrost überspringen.
Nach ca. 7 Minuten wird´s dann spannend. Picasso malt auf Glas, während eine Kamera ihn von der anderen Seite filmt; da kann man wunderbar seine lockere Pinselführung sehen, seine großzügige  Art zu malen, Formen zu finden. 

Freitag, 2. Mai 2014

(Winsor McCay) The Sinking of the Lusitania, 1918 - 2014 April



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Ein interessanter Film. Wir landen in Winsors Atelier, es geht darum, den Untergang der Lusitania als Trickfilm umzusetzen, eine Art Dokumentation. Man erlebt bis zu einem gewissen Grad die Herstellung des Films mit; grafisch teilweise gut gemachte Shots, zwischendurch immer wieder diese tolle grafische Umsetzung wie bei Nemo in Slumberland, passt ja aber eigentlich nicht zu so einem ernsten Thema. Hat ziemliche Längen (häufig die gleichen Szenen).

Mittwoch, 30. April 2014

(Robert Rauschenberg, John Cage, Deborah Hayes, David Tudor, Robert Whitman, Oyvind Fhalstrom) 9 Evenings 2014 April



Link zur Zusammenfassung
Weitere Links
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Hatte ich mal in Berlin gesehen und jetzt wiedergefunden. Eine Serie von Performance-Abenden mit Robert Rauschenberg, John Cage, Deborah Hayes, David Tudor, Robert Whitman, Oyvind Fhalstrom in den 60ern, ziemlich schräg. Leider nur auszugsweise zu sehen: alle möglichen Geräte, die Geräusche von sich geben. Die Protagonisten sitzen in so einer Art Plastikzelt, sehr mysteriös ausgeleuchtet, mit Bergen von Elektrokabeln, Sound-Generatoren, hören hin, drehen an Knöpfen und vieles mehr. Dazu Tanz- und Performance-Einlagen, experimentelle Choreographie (also mit Freiräumen), sich bewegende Kästen mit Tänzern drauf usw.. Drum herum Publikum, das es offensichtlich nicht glaubt, was es da sieht. Die Filmqualität ist leider sehr schlecht, ist aber alles absolut sehenswert. 
Eine interessante Zusammenfassung gibt es hier.

Montag, 28. April 2014

(Roger Donaldson) The Worlds fastest Indian - 2014 April


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Zunächst gibts da eine unsägliche deutsche Übersetzung des Titels "Mit Herz und Hand" - schier unglaublich. Da wundert´s nicht, dass dieser Film in Deutschland floppte.
Kurz zusammengefasst erzählt dieser Film die skurrile Geschichte eines Neuseeländers, der mit seinem Motorrad (eben der "Indian", heute so ähnlich wie eine Moto Guzzi ausschauend) einen Geschwindigkeitsrekord auf diesem berühmten Salzsee in Utah aufstellen will.
Wie man sich schon denken kann ist, das für einen alten Kerl aus Neuseeland nicht einfach, und - ähnlich wie in einem Märchen - hat der Held der Geschichte (der super spielende Anthony Hopkins) für jede Gefahr für sein Projekt ein "Zaubermittel" als Antwort, getragen von seiner Kauzigkeit, seiner Freundlichkeit und Unerschrockenheit. So schafft er es zum Schluss tatsächlich, einen Rekord aufzustellen.
Insgesamt eine unterhaltsame Komödie, auch für Nicht-Motorrad-Fans; etwas nervig ist jedoch diese "wir Amerikaner sind alle irgendwie Nerds, aber immer sehr, sehr freundlich". Sowas erinnert mich immer an diese schrägen amerikanische Hinterwäldler-Typen aus der Literatur, zwar alle mit gutem Herz, sich aber trotzdem nach Kräften bemüht haben, die Indianer auszurotten; also in dieser Hinsicht finde ich solche Filme ziemlich distanzlos.
Gut geschnitten, auch von der Dramaturgie her überzeugend, ohne Längen, etwas nervige Filmmusik (fand ich zu schmalzig).

Mittwoch, 23. April 2014

(Shirin Neshat) Turbulent - April 2014




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Shirin Neshat fand ich schon immer sehr interessant. Diese kurze Video, Teil einer Trilogie, zeigt 

im Splitscreen links einen iranischen(?) Sänger vor einem voll besetzten Haus, der voller Emotion ein Lied vor einem männlichen Publikum performt. Rechts daneben, verschleiert und zunächst von hinten, eine Frau, die nach dem Mann auftritt, vor leerem Saal. Zunächst eher konventionell beginnend, dann ein seltsames Gemisch aus Gesang, starken Halleffekten, eingeblendeten Sounds - das hört sich so an, als ob sich jemand seine Seele aus dem Leib schreien will. Schwarz-weiß, passt hier gut. 
Die gesungen Texte stammen aus Rumis Gedichte der Leidenschaft (13. Jh) , da heißt es zum Beispiel:
Wie lange kann ich klagen mit Schwermut in Herz und Seele? 
Mein Herz und Seele verbrennen in Agonie. 
Hört sich auf jeden Fall gut an; der Mann vor Männern, die diese Gesichte hören wollen und eine Fra, die sie erlebt. 

Montag, 21. April 2014

(Yves Klein) Anthropometries of the Blue Period and Fire Paintings: Two Performances (1960) , 2014 April


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Das ist dieser bekannte Film von Y. Klein; er als Pinguin, umgeben von Pinguinen und wohl situierten Damen, auf einer Malfläche drei wohlgeformte "Pinsel", die sich in blauer Farbe suhlen und ihren Körper auf Leinwände drücken. Y. Klein hat Podeste für die vorbereitet, die Modelle bemühen sich, möglichst graziös herumzulaufen und sich elegant mit Farbe einzuschmieren, der Meister kontrolliert die Drucke und flüstert den Modellen Kommandos zu. Ergebnis: diese berühmten, sehr archaisch wirkenden Körperabdrücke. Klein erläutert dann anschließend offensichtlich seinem Publikum sein Konzept (Stummfilm). Nächste Aktion: Feuerbilder, mit Feuerwehrmann und herumhopsendem Assistenten, Klein mit Krawatte und Weste mit Flammenwerfer, die Modelle werden mit Wasser besprüht, die Leinwand wird versengt, die Modelle drücken sich mit Farbe nochmals an die Leinwand. Wirkt etwas skurril, man kann aber etwas nachvollziehen, wie "modern" diese Werke für zeitgenössische Beobachter gewirkt haben müssen.

Sonntag, 20. April 2014

Roy Lichtenstein und Andy Warhol entzaubern ihre Kunst, 1966 - 2014 Mai


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Mitte der sechziger Jahre versuchen Roy Lichtenstein und Andy Warhol das zu beschreiben, was sie tun, ihre Intensionen, ihre Bilder.  Diese Dokumentation zeigt beide Künstler in ihren Ateliers, wie sie malen (Lichtenstein), ihre gestalterischen Ansätze erklären - leider nur in Englisch, manche Dinge sind nicht so einfach zu verstehen. Immerhin, man sieht Lichtenstein in seinem Atelier, er erklärt, wie er malt, man sieht seine „Factory“, ziemlich aufgeräumt und klar. Warhol hat da mehr alberne Start-Attitüden, man erfährt etwa über seine „Kunst-Fabrik“, auch sieht man Velvet Underground, Party usw., hier wird die Doku interessant.

Donnerstag, 17. April 2014

(Viking Eggeling) Symphonie Diagonal - April 2014



Auch einer von den frühen abstrakten Filmen. Man sieht grafische Figuren, die an Teile von Kämmen erinnern, gebogene Linien die sich aufbauen oder wieder abbauen. Die Formen erinnern ein bisschen an Klee. Es ist so, als wolle Eggeling zeigen, dass Grafik oder Malerei aus ähnlichen Formen entsteht und wieder vergeht und man es so - als Film - gut begreifen kann. Es gibt mehrere Versionen im Netz, immer mit unterschiedlicher Musik unterlegt - das Original ist ohne Sound.

(Walter Ruttmann) Opus 1, 1921 - April 2014

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Ein Film von Ruttmann (Berlin, Sinfonie einer Großstadt); einer der der ersten abstrakten Filme in Farbe, übrigens einer von vieren. Man sieht unterschiedliche, farbige Flächen, die sich vor einem schwarzen Fond bewegen. Manchmal sind das Halbkreise, manchmal Formen wie Pinselstriche, manchmal Rechtecke, mal ganz zu sehen, mal durch eine schwarze Silhouette teilweise verdeckt. Die Farben changieren oft, die Bewegungen sind unterschiedlich schnell, manchmal fließend, manchmal die ein Pendel, manchmal sich aufblähend und dann verschwindend. Ruttmann, der ja als Maler angefangen hat, präsentiert hier so eine Art abstrakte "Malerei mit Zeit", bei der es vor allem auf Rhythmus ankommt. Unterlegt mit einer fabelhaften Musik von Max Butting, die genau das betont. Meine ersten Assoziationen dazu fand ich besonders interessant. Strukturell erinnerte mich das an die Rhythmen und Bewegungen von TV-Reklamen (Waschmittelpakete von links, fließen nach rechts unten), hier wie so eine Art Storyboard.

Mittwoch, 16. April 2014

(Marina Abramoviç) Four Performances (1975-76) - 2014 April


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Artist must be beautiful - der Film beginnt damit, dass Abramovic exzessiv ihre langen Haare kämmt, das Gesicht mitkämmt, sich mit der Bürste schlägt, insgesamt eher ein unerfreulicher Vorgang, uns immer wieder "Art must be beautiful, Artist must be beautiful" wie ein Mantra spricht, eine Selbstverletzung. Hier nur ein Auszug, Dauer 50 Minuten. Wer kann das schon aushalten?
TEIL 2, "Freeing the Voice" - kann man gut nachvollziehen, Abramovic liegt auf dem Rücken, Close Up, und "singt" oder schreit - so eine Art Übung, die man macht, um seine Tonlage zu finden, die man aber dann doch nicht findet, aber man sucht sich hier in seiner Tonlage, hat etwas Verzweifeltes. Hier nur ein Ausschnitt - das dauert mehrere Stunden, bis sie ihre Stimme verliert
Teil 3 "Freeing the Memory" - finde ich schwerer verständlich (liegt aber an der Videoqualität, in Kroatisch mit schlecht lesbarem Untertitel), eine Reihe von Wörtern von "Pickel" bis "Star" - eine Art Automatismus? Hört sich auch gequält an.
Schließlich landet man schließlich bei "Freeing the Body"; Dauer acht Stunden; Abramovic bewegt sich im Rhythmus von Bongos, nackt, mit verdecktem Gesicht, zunächst der Musik folgend, dann eher umkoordiniert, dann stürzt sie, völlig ausgelaugt, zu Boden, Film ist zu Ende.
Ihr wirklicher Körper - ohne Absichten, ohne Fähigkeiten, ohne die Möglichkeit, sich auszudrücken? Abramovic testet diese Grenze aus.
Die Filmqualität ist ziemlich lau, sehr verwaschen, unscharf. Was mir gut gefällt, sind die Großeinstellungen, die passen sehr gut zu den Themen der Performance.
Und was benz besonders interessant ist: Bei Youtube sieht man zuerst eine halb nackte Brasilianerin am Strand (genau das Thema), und wenn man sie anklickt, landet man bei "Bruzzler Bratwurst von Wiesenhof". Eine perfektere Visualisierung ihres Anliegens kann man sich schon gar nicht vorstellen.

(Felix Herngren) Der Hundertjährige, der aus dem Fenster ... 2014 April



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Also: Komödie ist nicht gleich Komödie. Hier haben wir so eine Art Posse, eine Aneinanderreihung burlesker Szenen.
Da gibt es zwei Handlungssträng: Allans vergangenes Leben, in dem die wichtigen Herren der vergangenen Weltgeschichte als Irre dargestellt werden und sein gegenwärtiges Leben, teilweise auch mit Idioten versehen, aber auch mit kernigen Typen, denen die Gegenwart nichts oder nur wenig anhaben kann.  So haben wir einerseits eine kurzweilige Reise durch die Vergangenheit, die der Protagonist offensichtlich nur mit Hilfe von Alkohol überleben kann und andererseits eine Reise durchs gegenwärtigen Leben, ähnlich strukturiert, auch nur mit viel Alkohol zu überleben.
Dies Flashbacks sind wunderbar in den Film integriert ohne dies übliche Off-Gerede oder verschwommene Bilder usw., man kapiert das schon sehr schön für sich, sehr konzentriert ohne überflüssige Längen.
Und so begegnen sich die beiden Ebenen des Films ganz gut: Lust an Sprengungen bei Allan, Lust an Zerstörungen bei den Weltfiguren, Planlosigkeit auf beiden Seiten, bizarre Dinge, die Änderungen verursachen, unfähige Charaktere usw. - die Schlacht der Guten gegen die Bösen, die damit endet, dass die Bösen sterben oder verblöden. Könnte man sich ja tatsächlich wünschen.
Insgesamt sehr unterhaltsam, die Schauspieler fand ich gut, vor allem die Rocker, die Kulissen passten ziemlich gut, was mich echt gestört hat, war Allans Maske, ziemlich steif und unglaubwürdig.

Dienstag, 15. April 2014

(Godard) Die Verachtung - 2014 April

So liest BB

Link (ein Schnelldurchlauf, sehr witzig)

Eine super Zusammenstellung: Fritz Lang, BB, Piccoli, die Vorlage von Moravia und ein Film über Odysseus, spielt auch noch in Rom und - es soll um de Geschichte dieser Welt gehen.
Trotzdem schwächelt der Film, BBs Hintern sollte ihn retten. Hat aber nicht geklappt.
Cooler Vorspann mit den Credits. Danach BB wie ein Bild von Boucher auf dem Sofa. Da hat also Kubrick in Eyes Wide Shut die Farbsymbolik her.
Eigentlich ein langweiliges Thema: Amerika gegen Frankreich, umgesetzt durch Film im Film, das fängt schon mit der Sprache und der Gestik an und das Thema Penelope und Odysseus versteht man hier überhaupt nicht (ist aber natürlich bei Moravia vorhanden).
Alles ist zerbröselt, der Film spielt in einer völlig heruntergekommenen Kulissenstadt - das ist das Leben. Die Odyssee - jedenfalls, was man da zu sehen bekommt - ist dürftig und wird schulmeisterlich kommentiert, kann man sich nicht vorstellen, dass der rumschwafelnde Fritz Lang so einen blöden Film mit bunt bemalten Gipsfiguren und statuarisch herumstehenden Protagonisten drehen würden. Vielleicht hat Godard diese unerträglichen Filme mit Kirk Douglas so aufgefasst? Sogar Jack Palance fällt das auf, der als Prototyp von Unflätigkeit dargestellt wird. Dieses Kapitel ist jedenfalls hölzern und simplifizierend.
Jack kapert dann die zuerst schmollende BB, der Einbruch der Amis in die französische Privatsphäre. Bis dahin noch einigermaßen abwechslungsreich, wird der Film nun langweilig; dummes Gequatsche, immer wieder eingeblendete Statuen, Rumgelaufe.
Wir landen in Picolits/BBs (Luxus)Wohnung (armer Drehbuchschreiber/Stenotypistin?). Noch mehr Gequatsche, das Paar verkleidet sich, sie laufen nun wie griechische Statuen herum (allerdings mit Badetüchern), redet aneinander vorbei, dazu auch noch Sprecher aus dem Off, vorige Einstellungen kommentierend, und schwache Flashbacks. irgendwelche Ehestreitereien, Piccoli zupft immerzu an seiner Krawatte rum und rückt seinen Hut zurecht, alles voller Kleinsymbolismus. Nur BBs nackter Hintern "rettet" diesen Abschnitt, sieht aber aus wie diese bekannten MM-Fotos - was denn nun?  Die Szenen schließen ab mit unerträglichem Gefasel von Lang. Nebenbei: die Filmmusik ist unerträglich. Ständig dieses "ta ta ta ta tatuttuti, ta ta ta ta tatuttuti", dann eine Oktave höher noch mal, dann wieder ein Quart runter ...
Nächste Szene: dummes Gerede über die Odyssee, so eine Art hobbypsychogisches Getratsche. Dann endlich das visuelle Highlight: die Villa Malaparte. BB schmust mit Jack, Piccoli merkt´s, gibt den Job auf (eigentlich der Kern der ganzen Angelegenheit bei Moravia), allgemeines Sinnieren über Geld, homerische Welten, teilweise gefilmt wie Szenen in einem mittelmäßigen Kammertheater. Alles voller Symbole: Mit der Beziehung geht´s abwärts, die beiden laufen alle verfügbaren Trennen runter. Dann ein Deus-ex-machina-Ende mit Unfall.
Fazit: Amerikaner tot; treulose, zu den Amis übergelaufene BB auch tot, schöner Alfa kaputt, Lang dreht weiter, Piccoli schreibt lieber ein Theaterstück.

Montag, 14. April 2014

(Ralph Steiner) H2O, 1929 - 2014 April


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Eine Art Naturgedicht, soll ja eine Dokumentation sein - finde ich nicht. Gezeigt werden zwölf Minuten lang verschiedene Formen, wie man Wasser sehen kann: Meer, Fluss, Wellen, Hydrant, Wasserfall, Gartenschlauch usw. Besonders interessant findet Steiner offensichtlich die abstrakt wirkenden Reflexionen auf dem Wasser, macht mehr oder weniger den zweiten Teil des Films aus.  Die Shows sind alle ca. fünf bis 10 Sekunden lang, arbeiten teilweise dabei noch mit Schleifen. So etwas muss man mögen. Die Musik (ist offenbar ein Stummfilm) klingt (Version 1) ein wenig melancholisch - hört sich ein wenig wie Mahler an, würde ja auch passen; Version 2 ist von D. Sosein - Klavier, passt auch ganz gut.

Sonntag, 13. April 2014

(Ursus Wehrli) Herr Wehrli räumt auf - 2014 April

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Einer von mehreren Filmen zum Thema "Aufräumen". Eine total witzige Idee, eine ganze Badewiese aufzuräumen; ziemlich kurzweilig, auch wegen der lustigen Musik. Insgesamt gut gemacht, keine langweiligen Einstellungen, Alltagsgesichter und Alltagssituationen.
Eigentlich ein ernstes Thema: erstens räumen wir selbst ständig was auf, zweitens werden wir ständig sortiert. Wenn man sich unter diesem Gesichtspunkt den Film anschaut, kann einem das Lachen schon im Halse steckenbleiben - da fallen mir ständig Dinge zum Thema Sortieren ein, an die ich eigentlich nicht denken möchte.
Ca. 2 min lang, vielleicht auch als kreative Anregung für künstlerisches Schaffen.