Mittwoch, 30. April 2014

(Robert Rauschenberg, John Cage, Deborah Hayes, David Tudor, Robert Whitman, Oyvind Fhalstrom) 9 Evenings 2014 April



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Hatte ich mal in Berlin gesehen und jetzt wiedergefunden. Eine Serie von Performance-Abenden mit Robert Rauschenberg, John Cage, Deborah Hayes, David Tudor, Robert Whitman, Oyvind Fhalstrom in den 60ern, ziemlich schräg. Leider nur auszugsweise zu sehen: alle möglichen Geräte, die Geräusche von sich geben. Die Protagonisten sitzen in so einer Art Plastikzelt, sehr mysteriös ausgeleuchtet, mit Bergen von Elektrokabeln, Sound-Generatoren, hören hin, drehen an Knöpfen und vieles mehr. Dazu Tanz- und Performance-Einlagen, experimentelle Choreographie (also mit Freiräumen), sich bewegende Kästen mit Tänzern drauf usw.. Drum herum Publikum, das es offensichtlich nicht glaubt, was es da sieht. Die Filmqualität ist leider sehr schlecht, ist aber alles absolut sehenswert. 
Eine interessante Zusammenfassung gibt es hier.

Montag, 28. April 2014

(Roger Donaldson) The Worlds fastest Indian - 2014 April


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Zunächst gibts da eine unsägliche deutsche Übersetzung des Titels "Mit Herz und Hand" - schier unglaublich. Da wundert´s nicht, dass dieser Film in Deutschland floppte.
Kurz zusammengefasst erzählt dieser Film die skurrile Geschichte eines Neuseeländers, der mit seinem Motorrad (eben der "Indian", heute so ähnlich wie eine Moto Guzzi ausschauend) einen Geschwindigkeitsrekord auf diesem berühmten Salzsee in Utah aufstellen will.
Wie man sich schon denken kann ist, das für einen alten Kerl aus Neuseeland nicht einfach, und - ähnlich wie in einem Märchen - hat der Held der Geschichte (der super spielende Anthony Hopkins) für jede Gefahr für sein Projekt ein "Zaubermittel" als Antwort, getragen von seiner Kauzigkeit, seiner Freundlichkeit und Unerschrockenheit. So schafft er es zum Schluss tatsächlich, einen Rekord aufzustellen.
Insgesamt eine unterhaltsame Komödie, auch für Nicht-Motorrad-Fans; etwas nervig ist jedoch diese "wir Amerikaner sind alle irgendwie Nerds, aber immer sehr, sehr freundlich". Sowas erinnert mich immer an diese schrägen amerikanische Hinterwäldler-Typen aus der Literatur, zwar alle mit gutem Herz, sich aber trotzdem nach Kräften bemüht haben, die Indianer auszurotten; also in dieser Hinsicht finde ich solche Filme ziemlich distanzlos.
Gut geschnitten, auch von der Dramaturgie her überzeugend, ohne Längen, etwas nervige Filmmusik (fand ich zu schmalzig).

Mittwoch, 23. April 2014

(Shirin Neshat) Turbulent - April 2014




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Shirin Neshat fand ich schon immer sehr interessant. Diese kurze Video, Teil einer Trilogie, zeigt 

im Splitscreen links einen iranischen(?) Sänger vor einem voll besetzten Haus, der voller Emotion ein Lied vor einem männlichen Publikum performt. Rechts daneben, verschleiert und zunächst von hinten, eine Frau, die nach dem Mann auftritt, vor leerem Saal. Zunächst eher konventionell beginnend, dann ein seltsames Gemisch aus Gesang, starken Halleffekten, eingeblendeten Sounds - das hört sich so an, als ob sich jemand seine Seele aus dem Leib schreien will. Schwarz-weiß, passt hier gut. 
Die gesungen Texte stammen aus Rumis Gedichte der Leidenschaft (13. Jh) , da heißt es zum Beispiel:
Wie lange kann ich klagen mit Schwermut in Herz und Seele? 
Mein Herz und Seele verbrennen in Agonie. 
Hört sich auf jeden Fall gut an; der Mann vor Männern, die diese Gesichte hören wollen und eine Fra, die sie erlebt. 

Montag, 21. April 2014

(Yves Klein) Anthropometries of the Blue Period and Fire Paintings: Two Performances (1960) , 2014 April


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Das ist dieser bekannte Film von Y. Klein; er als Pinguin, umgeben von Pinguinen und wohl situierten Damen, auf einer Malfläche drei wohlgeformte "Pinsel", die sich in blauer Farbe suhlen und ihren Körper auf Leinwände drücken. Y. Klein hat Podeste für die vorbereitet, die Modelle bemühen sich, möglichst graziös herumzulaufen und sich elegant mit Farbe einzuschmieren, der Meister kontrolliert die Drucke und flüstert den Modellen Kommandos zu. Ergebnis: diese berühmten, sehr archaisch wirkenden Körperabdrücke. Klein erläutert dann anschließend offensichtlich seinem Publikum sein Konzept (Stummfilm). Nächste Aktion: Feuerbilder, mit Feuerwehrmann und herumhopsendem Assistenten, Klein mit Krawatte und Weste mit Flammenwerfer, die Modelle werden mit Wasser besprüht, die Leinwand wird versengt, die Modelle drücken sich mit Farbe nochmals an die Leinwand. Wirkt etwas skurril, man kann aber etwas nachvollziehen, wie "modern" diese Werke für zeitgenössische Beobachter gewirkt haben müssen.

Sonntag, 20. April 2014

Roy Lichtenstein und Andy Warhol entzaubern ihre Kunst, 1966 - 2014 Mai


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Mitte der sechziger Jahre versuchen Roy Lichtenstein und Andy Warhol das zu beschreiben, was sie tun, ihre Intensionen, ihre Bilder.  Diese Dokumentation zeigt beide Künstler in ihren Ateliers, wie sie malen (Lichtenstein), ihre gestalterischen Ansätze erklären - leider nur in Englisch, manche Dinge sind nicht so einfach zu verstehen. Immerhin, man sieht Lichtenstein in seinem Atelier, er erklärt, wie er malt, man sieht seine „Factory“, ziemlich aufgeräumt und klar. Warhol hat da mehr alberne Start-Attitüden, man erfährt etwa über seine „Kunst-Fabrik“, auch sieht man Velvet Underground, Party usw., hier wird die Doku interessant.

Donnerstag, 17. April 2014

(Viking Eggeling) Symphonie Diagonal - April 2014



Auch einer von den frühen abstrakten Filmen. Man sieht grafische Figuren, die an Teile von Kämmen erinnern, gebogene Linien die sich aufbauen oder wieder abbauen. Die Formen erinnern ein bisschen an Klee. Es ist so, als wolle Eggeling zeigen, dass Grafik oder Malerei aus ähnlichen Formen entsteht und wieder vergeht und man es so - als Film - gut begreifen kann. Es gibt mehrere Versionen im Netz, immer mit unterschiedlicher Musik unterlegt - das Original ist ohne Sound.

(Walter Ruttmann) Opus 1, 1921 - April 2014

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Ein Film von Ruttmann (Berlin, Sinfonie einer Großstadt); einer der der ersten abstrakten Filme in Farbe, übrigens einer von vieren. Man sieht unterschiedliche, farbige Flächen, die sich vor einem schwarzen Fond bewegen. Manchmal sind das Halbkreise, manchmal Formen wie Pinselstriche, manchmal Rechtecke, mal ganz zu sehen, mal durch eine schwarze Silhouette teilweise verdeckt. Die Farben changieren oft, die Bewegungen sind unterschiedlich schnell, manchmal fließend, manchmal die ein Pendel, manchmal sich aufblähend und dann verschwindend. Ruttmann, der ja als Maler angefangen hat, präsentiert hier so eine Art abstrakte "Malerei mit Zeit", bei der es vor allem auf Rhythmus ankommt. Unterlegt mit einer fabelhaften Musik von Max Butting, die genau das betont. Meine ersten Assoziationen dazu fand ich besonders interessant. Strukturell erinnerte mich das an die Rhythmen und Bewegungen von TV-Reklamen (Waschmittelpakete von links, fließen nach rechts unten), hier wie so eine Art Storyboard.

Mittwoch, 16. April 2014

(Marina Abramoviç) Four Performances (1975-76) - 2014 April


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Artist must be beautiful - der Film beginnt damit, dass Abramovic exzessiv ihre langen Haare kämmt, das Gesicht mitkämmt, sich mit der Bürste schlägt, insgesamt eher ein unerfreulicher Vorgang, uns immer wieder "Art must be beautiful, Artist must be beautiful" wie ein Mantra spricht, eine Selbstverletzung. Hier nur ein Auszug, Dauer 50 Minuten. Wer kann das schon aushalten?
TEIL 2, "Freeing the Voice" - kann man gut nachvollziehen, Abramovic liegt auf dem Rücken, Close Up, und "singt" oder schreit - so eine Art Übung, die man macht, um seine Tonlage zu finden, die man aber dann doch nicht findet, aber man sucht sich hier in seiner Tonlage, hat etwas Verzweifeltes. Hier nur ein Ausschnitt - das dauert mehrere Stunden, bis sie ihre Stimme verliert
Teil 3 "Freeing the Memory" - finde ich schwerer verständlich (liegt aber an der Videoqualität, in Kroatisch mit schlecht lesbarem Untertitel), eine Reihe von Wörtern von "Pickel" bis "Star" - eine Art Automatismus? Hört sich auch gequält an.
Schließlich landet man schließlich bei "Freeing the Body"; Dauer acht Stunden; Abramovic bewegt sich im Rhythmus von Bongos, nackt, mit verdecktem Gesicht, zunächst der Musik folgend, dann eher umkoordiniert, dann stürzt sie, völlig ausgelaugt, zu Boden, Film ist zu Ende.
Ihr wirklicher Körper - ohne Absichten, ohne Fähigkeiten, ohne die Möglichkeit, sich auszudrücken? Abramovic testet diese Grenze aus.
Die Filmqualität ist ziemlich lau, sehr verwaschen, unscharf. Was mir gut gefällt, sind die Großeinstellungen, die passen sehr gut zu den Themen der Performance.
Und was benz besonders interessant ist: Bei Youtube sieht man zuerst eine halb nackte Brasilianerin am Strand (genau das Thema), und wenn man sie anklickt, landet man bei "Bruzzler Bratwurst von Wiesenhof". Eine perfektere Visualisierung ihres Anliegens kann man sich schon gar nicht vorstellen.

(Felix Herngren) Der Hundertjährige, der aus dem Fenster ... 2014 April



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Also: Komödie ist nicht gleich Komödie. Hier haben wir so eine Art Posse, eine Aneinanderreihung burlesker Szenen.
Da gibt es zwei Handlungssträng: Allans vergangenes Leben, in dem die wichtigen Herren der vergangenen Weltgeschichte als Irre dargestellt werden und sein gegenwärtiges Leben, teilweise auch mit Idioten versehen, aber auch mit kernigen Typen, denen die Gegenwart nichts oder nur wenig anhaben kann.  So haben wir einerseits eine kurzweilige Reise durch die Vergangenheit, die der Protagonist offensichtlich nur mit Hilfe von Alkohol überleben kann und andererseits eine Reise durchs gegenwärtigen Leben, ähnlich strukturiert, auch nur mit viel Alkohol zu überleben.
Dies Flashbacks sind wunderbar in den Film integriert ohne dies übliche Off-Gerede oder verschwommene Bilder usw., man kapiert das schon sehr schön für sich, sehr konzentriert ohne überflüssige Längen.
Und so begegnen sich die beiden Ebenen des Films ganz gut: Lust an Sprengungen bei Allan, Lust an Zerstörungen bei den Weltfiguren, Planlosigkeit auf beiden Seiten, bizarre Dinge, die Änderungen verursachen, unfähige Charaktere usw. - die Schlacht der Guten gegen die Bösen, die damit endet, dass die Bösen sterben oder verblöden. Könnte man sich ja tatsächlich wünschen.
Insgesamt sehr unterhaltsam, die Schauspieler fand ich gut, vor allem die Rocker, die Kulissen passten ziemlich gut, was mich echt gestört hat, war Allans Maske, ziemlich steif und unglaubwürdig.

Dienstag, 15. April 2014

(Godard) Die Verachtung - 2014 April

So liest BB

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Eine super Zusammenstellung: Fritz Lang, BB, Piccoli, die Vorlage von Moravia und ein Film über Odysseus, spielt auch noch in Rom und - es soll um de Geschichte dieser Welt gehen.
Trotzdem schwächelt der Film, BBs Hintern sollte ihn retten. Hat aber nicht geklappt.
Cooler Vorspann mit den Credits. Danach BB wie ein Bild von Boucher auf dem Sofa. Da hat also Kubrick in Eyes Wide Shut die Farbsymbolik her.
Eigentlich ein langweiliges Thema: Amerika gegen Frankreich, umgesetzt durch Film im Film, das fängt schon mit der Sprache und der Gestik an und das Thema Penelope und Odysseus versteht man hier überhaupt nicht (ist aber natürlich bei Moravia vorhanden).
Alles ist zerbröselt, der Film spielt in einer völlig heruntergekommenen Kulissenstadt - das ist das Leben. Die Odyssee - jedenfalls, was man da zu sehen bekommt - ist dürftig und wird schulmeisterlich kommentiert, kann man sich nicht vorstellen, dass der rumschwafelnde Fritz Lang so einen blöden Film mit bunt bemalten Gipsfiguren und statuarisch herumstehenden Protagonisten drehen würden. Vielleicht hat Godard diese unerträglichen Filme mit Kirk Douglas so aufgefasst? Sogar Jack Palance fällt das auf, der als Prototyp von Unflätigkeit dargestellt wird. Dieses Kapitel ist jedenfalls hölzern und simplifizierend.
Jack kapert dann die zuerst schmollende BB, der Einbruch der Amis in die französische Privatsphäre. Bis dahin noch einigermaßen abwechslungsreich, wird der Film nun langweilig; dummes Gequatsche, immer wieder eingeblendete Statuen, Rumgelaufe.
Wir landen in Picolits/BBs (Luxus)Wohnung (armer Drehbuchschreiber/Stenotypistin?). Noch mehr Gequatsche, das Paar verkleidet sich, sie laufen nun wie griechische Statuen herum (allerdings mit Badetüchern), redet aneinander vorbei, dazu auch noch Sprecher aus dem Off, vorige Einstellungen kommentierend, und schwache Flashbacks. irgendwelche Ehestreitereien, Piccoli zupft immerzu an seiner Krawatte rum und rückt seinen Hut zurecht, alles voller Kleinsymbolismus. Nur BBs nackter Hintern "rettet" diesen Abschnitt, sieht aber aus wie diese bekannten MM-Fotos - was denn nun?  Die Szenen schließen ab mit unerträglichem Gefasel von Lang. Nebenbei: die Filmmusik ist unerträglich. Ständig dieses "ta ta ta ta tatuttuti, ta ta ta ta tatuttuti", dann eine Oktave höher noch mal, dann wieder ein Quart runter ...
Nächste Szene: dummes Gerede über die Odyssee, so eine Art hobbypsychogisches Getratsche. Dann endlich das visuelle Highlight: die Villa Malaparte. BB schmust mit Jack, Piccoli merkt´s, gibt den Job auf (eigentlich der Kern der ganzen Angelegenheit bei Moravia), allgemeines Sinnieren über Geld, homerische Welten, teilweise gefilmt wie Szenen in einem mittelmäßigen Kammertheater. Alles voller Symbole: Mit der Beziehung geht´s abwärts, die beiden laufen alle verfügbaren Trennen runter. Dann ein Deus-ex-machina-Ende mit Unfall.
Fazit: Amerikaner tot; treulose, zu den Amis übergelaufene BB auch tot, schöner Alfa kaputt, Lang dreht weiter, Piccoli schreibt lieber ein Theaterstück.

Montag, 14. April 2014

(Ralph Steiner) H2O, 1929 - 2014 April


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Eine Art Naturgedicht, soll ja eine Dokumentation sein - finde ich nicht. Gezeigt werden zwölf Minuten lang verschiedene Formen, wie man Wasser sehen kann: Meer, Fluss, Wellen, Hydrant, Wasserfall, Gartenschlauch usw. Besonders interessant findet Steiner offensichtlich die abstrakt wirkenden Reflexionen auf dem Wasser, macht mehr oder weniger den zweiten Teil des Films aus.  Die Shows sind alle ca. fünf bis 10 Sekunden lang, arbeiten teilweise dabei noch mit Schleifen. So etwas muss man mögen. Die Musik (ist offenbar ein Stummfilm) klingt (Version 1) ein wenig melancholisch - hört sich ein wenig wie Mahler an, würde ja auch passen; Version 2 ist von D. Sosein - Klavier, passt auch ganz gut.

Sonntag, 13. April 2014

(Ursus Wehrli) Herr Wehrli räumt auf - 2014 April

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Einer von mehreren Filmen zum Thema "Aufräumen". Eine total witzige Idee, eine ganze Badewiese aufzuräumen; ziemlich kurzweilig, auch wegen der lustigen Musik. Insgesamt gut gemacht, keine langweiligen Einstellungen, Alltagsgesichter und Alltagssituationen.
Eigentlich ein ernstes Thema: erstens räumen wir selbst ständig was auf, zweitens werden wir ständig sortiert. Wenn man sich unter diesem Gesichtspunkt den Film anschaut, kann einem das Lachen schon im Halse steckenbleiben - da fallen mir ständig Dinge zum Thema Sortieren ein, an die ich eigentlich nicht denken möchte.
Ca. 2 min lang, vielleicht auch als kreative Anregung für künstlerisches Schaffen.

(Robert Florey) The Life and Death of 9413 (1937) - April 2014



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Filmtechnisch interessant. Hochhäuser und Städte werden durch so eine Art Folie gefilmt; habe ich oft gesehen bei Filmen aus den 20ern und 30ern; so eine eher abstrakte Version der Metropolit-Kulissen, manchmal nicht so ganz ausgereift (ein bisschen viel Rumgewackle mit der Kamera, manche technischen Umsetzungen sind schwach).
Die Handlung wird umständlich eingeleitet (Brief) und kommentiert - in den Montagesequenzen, der Film wäre besser ohne diese Zwischentitel, da hat er wohl der Darstellungskraft seiner Shots nicht so recht getraut -, die aber gut ausgesucht sind, so z.B. in dieser Sisiphos-Szene oder in den Casting-Szenen. Star wird, wer sich hinter einer Maske verstecken kann, zum Schluss auf eine Art Smiley reduziert, wechselnde Masken und Vergleich der Masken (tolle Idee), die Masken im Lauf des Lebens (auch top!) - hat Cindy Sherman sicher auch gekannt - OK.
Hat übriges 94 Dollar in der Produktion gekostet.

Samstag, 12. April 2014

(James Sibley Watson), Lot in Sodom , 1933 - April 2014


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Die Geschichte von Sodom, Gomorrha, Lot und seiner Frau. Entspricht ungefähr der biblischen Version, ist aber ein Experimentalfilm mit interessanten Gestaltungsideen wie Doppelbelichtungen, Symmetrie-Verdoppelungen, Spiegelungen, Geisterbildern usw. Der Film ist quasi vollständig mit Chiaroscuro-Effekt ausgestattet, wie auch immer, die Beleuchtung ist top gestaltet. Der Film  enthält viele ballet-ähnliche Szenen, auch viele Montagen, das sündhafte Leben wird am Thema Homosexualität verdeutlicht, wirkt ein bisschen so wie eine Theaterinszenierung einer griechischen Tragödie. Die Maske ist manchmal etwas schwach, die alten Stadtbewohner sehen teilweise wie "Film-Juden" mit Hakennasen und Schlafzimmerblick aus, Kulissen sind meist OK außer am Schluss (insgesamt ein wenig expressionistisch, manchmal zu pappig),  Die Filmmusik passt gut (Louis Siegel  - kenn ich nicht), manchmal Fee-Jazz-mäßig. 

(Ernö Metzner) Polizeibericht Überfall, 1928 - 2014 April



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Ein seltsamer Film, aber als zeitgenössische Studie sehr interessant. Gut erzählt, die Geschichte, ist ja ein Stummfilm, da gibt es besondere Anforderungen.
Einmal geht es thematisch um so eine Art Running Gag (ein Geldstück wechselt seinen Besitzer mehrfach, aber es löst auch die ganze Geschichte au und ist "der Hauptschuldige)), andererseits geht es um Angst und um Zusammenhanglosigkeit. Die Szenen wirken immer so, als ob gleich irgend etwas passiert und das Gefühl von Angst steigert sich. Nirgendwo ist der Protagonist sicher (wurde 1929 verboten, der  Film  sei „brutalisierend und demoralisierend“). Zum Schluss eine Reihe von Filmtricks, oft mit Zerrspiegeln - einen Alptraum mit seltsamen Chimären symbolisierend - auch gut gemacht. Strange aussehender Hauptdarsteller.
Man sieht Metzners Interesse an interessanten Naheinstellungen und wechselnden Schnittfolgen (erinnert ein bisschen an die Einstellungen bei Kuhle Wampe). Wenig Schwächen wie z.B. die Prügelei auf dem Fußboden.

Freitag, 11. April 2014

(Hans Richter) Vormittagsspuk - 2014 Mai


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Richter bietet so alles auf, was die damalige Trickkiste hergab: Doppelbelichtungen, Geisterbilder, Stoptrick, Negativ, rückwärts laufende Szenen, verschwindende Personen, Zeitlupe, Zeitraffer usw., teilweise sehr gekonnt und witzig (wie z.B. die Szene mit der Fliege).
Dinge werden zu Arrangements zusammengesetzt, sie bewegen sich von selbst, wiederholen die Bewegung, die Menschen auch, verändern sich bei der Wiederholung, legen sich zu seltsamen Formen zusammen, manche Szenen erinnern von der schauspielerischen Qualität auch an Pennälerstreiche, insgesamt kontrastieren die Szenen mit den Dingen wie den Hüten mit den Menschen, denen sie nicht gehorchen. So fliegen die Hüter immer umher, aber keiner kann sie fangen. Sie setzen sich von selbst auf die Köpfe. Unlogisch? Nein, vielleicht ist das die wahre Logik der Dinge, genau die wie Dadaisten das postulierten.
Richter schreibt dazu: „Ohne es eigentlich zu wollen, wurde der Film [Vormittagsspuk ] ein echtes dadaistisches Dokument. Er zeigte Rebellion der Objekte, der Hüte, Tassen, Krawatten, Schläuche etc. gegen den Menschen. Schließlich stellte sich dann die alte Rangordnung des Menschen-Herrn über die Objekt-Sklaven wieder her. Aber für diese kurze Zeit mag doch ein Zweifel an der Allgemeingültigkeit der gewöhnlichen Subjekt-Objekt -Ordnung im Publikum eingetreten sein."

Mittwoch, 9. April 2014

(Christian Paetzold) Barbara - 2014 April



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Bietet auf jeden Fall einen nachvollziehbaren Einblick in diese perfide Art der Kontrolle, mit der die DDR jeden überzog; die Schauspieler wirken gut platziert (allerdings: André kommt mir irgendwie zu schön vor); alle Achtung vor denjenigen, die das mit innerer Distanz oder mit ihrem täglichen Leben ausgehalten haben.
Der Erzählstrang ist eigentlich einfach, wird aber immer gebrochen durch die Ungewissheit, wer nun eigentlich den Fortgang der Handlung bestimmt: die Protagonistin, die Spitzel, die Lebensumstände oder die Stasi, so als ob man sich irgendwie im Nebel bewegt, dies aus der Sicht unterschiedlicher Personen in unterschiedlichen Lebenslagen - das wird gut vermittelt und ist nachvollziehbar.
Die Beleuchtung wirkt teilweise künstlich; die Aufnahmen wirken teilweise gestellt, sehr "gezeigt", fast wie Porträts. Der Hintergrund der Figuren ist manchmal kompliziert entworfen, geht nur über dialogische Rückblenden. Viele ähnliche Szenen (der Regisseur hat auch eine Vorliebe für Gespräche im Auto, auf dem Fahrrad - soll wahrscheinlich dynamisch wirken); häufig ähnliche Einstellungen (an Kulissen gespart) aber auch schöne, lange Shots, manchmal symbolbeladen (stürmische Landschaft, Abreise im Morgengrauen usw.). Sehenswert.

(Làslò Moholy Nagy) Film - 2014 März



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Auch so eine Art kubistisch-abstrakter Film. Sich bewegende und sich überschneidende, mechanisch aussehende Formen, Doppelbelichtungen - das alles ergibt seltsame Muster. Aber man sieht schon, woher das kommt: Diagonalen, Spiel mit Licht und Schatten, das, was wir aus seinen Fotografien kennen, so eine Art Verfilmung serieller Musik.

(Jean Renoir) Partie de Campagne - 2014 April






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Man hat das Gefühl, als hätte irgendein impressionistischer Maler seine Palette beiseite gelegt und zur Filmkamera gegriffen; alles aus der guten alte  Zeit. Einzelne Shots erinnern ungemein an impressionistische Bilder, man denkt, der Film spielt in La Grenouillere , die ganze Atmosphäre ist auch so. Da geht es um eine Landpartie, wie wir das von den Impressionisten kennen: Frauen in hellen Kleidern auf Wiesen, im Wald, auf Schaukeln und in Booten; Männer mit Anzügen oder Ringelhemden, fahren rum, essen, angeln; großes Geflirtet und Geknutscht mit Ringelpietz. Soll nicht richtig fertig gemacht worden sein, habe ich gelesen (1938).  Ziemlich schmalzige Musik, von den Schauspielern wird nichts Großartiges gefordert. Aber: Wer impressionistische Filmatmosphäre haben will, der sollte den Film sehen (ca. 40 min).

Dienstag, 8. April 2014

(Jean Cocteau) Das Blut eines Dichters, 1930 - 2014 April

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Einer der eher unbekannten surrealistischen Filme, ist jedoch im Detail m.E. besser ausgeführt als Chien Andalou oder L´age d´or. Die Shots sind länger und, obwohl sie genauso seltsam wie in den anderen Filmen sind, zusammenhängender, hat damit etwas mehr Unheimliches, könnte so eine Art Verfilmung von Situationen aus Magrittes Gemälden sein (es gibt natürlich Parallelen zu den anderen surrealistischen Filmen: ein Sinnesorgan in der Hand, verschlossene Türen, Sprung durch einen Spiegel usw.). Cocteau ist en wenig verliebt in seine Filmtricks, aber immer wieder sind gute erzählerische Strukturen zu finden (wie z.B. die Szene mit den Schlüssellöchern), einige wenige Längen (bei den Balkonszenen). Die Filmmusik ist sehr interessant, von Georges Auric aus der Groupe des Six.

Montag, 7. April 2014

(Cindy Sherman) The Doll is mine - 2014 April




Link zu Youtube

Ein interessanter Film zum Thema Cindy Sherman, die sich ja selbst nicht (zumindest nicht gerne) fotografieren oder filmen lässt. Ihre Fragestellung ist ja "können wir uns wirklich selbst zeigen?" - und dementsprechend thematisiert sie auch Rollen in Fotos, in Stills, mit Puppen. In diesem kurzen Film wird ein Teil ihrer Arbeit thematisiert: Fotografie einer Person in ihrer Rolle. Doch anders als bei den Fotos erlebt man ein Modell, das sich verändert; hier doppelt gemoppelt, weil Asia Argento gleichzeitig die Fotografin und auch das Modell spielt; beide verändern sich in ihren Rollen, der versuch, sich selbst darzustellen.  Das Modell soll femininer aussehen, so die Fotografin, die Fotografin versteht darunter Tränen, ein interessantes Selbstkonzept. Man kann sich gut auf die Personen konzentrieren, es gibt nur wenige Einstellungen. Finde ich als Konzept der Arbeit Shermans gut umgesetzt; die Musik finde ich zu lärmig (Blonde Redhead), die Schauspielerin ist super.

Jazz on a Summer´s Day - 2014 April

Part 1
So um die 16 Teile sind bei Youtube zu sehen.

Eben wiedergesehen. Ein toller Film mit kleineren Macken. Zunächst ist das gesamte Arrangement wunderbar - Newport, die Yachten, das Wasser, die Typen mit den scharfen Sonnenbrillen, und sowieso, eine kleine Modestudie, dieser Film. Dazu kommen die scharfen Auftritte wie z.B. von Anita O´day oder auch Dinah Washington. Schon deswegen sehr sehenswert. Dann finde ich auch die Verbindung von Hafen und Wasser, den Spiegelungen und Verzerrungen und der Musik in einigen Szenen einfach umwerfend gut gelungen. Natürlich ist die Musik toll - sowieso und vor allem für die die, die Jazz mögen. Dann gibt´s dann noch diesen ersten großen Auftritt von Chuck Berry mit blöde grinsenden Kollegen, noch etwas unbeholfen in der "Jazz"-Begleitung. Schön ist, dass man meist die gesamten Stücke hören kann, die Kamera nicht hin- und herwuselt, sondern eher langsame Schwenks, längere Shots bevorzugt; gut auch die vielen Zuschauerstudien.
Dieser kleine Handlungsstrang der Musiker, die durch die Stadt ziehen, wirkt insgesamt etwas unbeholfen und manchmal etwas kindergartenmäßig, nimmt aber insgesamt wenig Raum ein.

Mittwoch, 2. April 2014

Les Mystères du Château de Dé (1929, Man Ray) - 2014 März

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Unbedingt anschauen!
Alles ist Zufall - so der Beginn des Films. Die Kamera nähert sich einer Stadt; die Handlung der Protagonisten erscheint rätselhaft; eine Reise mit Shots aus dem fahrenden Auto, eher langweilig (Man Ray findet allerdings Autofahrten, Technik und Geschwindigkeit offensichtlich interessant, da ist er 1929 nicht der einzige). Allerdings: Man sieht, dass er sich für die wechselnden Perspektiven und Formveränderungen seiner Motive interessiert.

Schließlich landet man in einer Villa - und das ist der Hammer - in der Villa Noailles mit ihrem kubistischen Garten, 1929;

es gibt auch kurze Innenansichten mit bizarrem Kontrast zwischen Plüschsofas und Moderne. Zwischendurch immer wieder zeitgenössische Skulpturen. Der Rest ist eher etwas langweilig (Schwimmbad, irgendwelche Sportspiele), sieht man mal von einigen optischen Spielen ab (diese Zeit scheint fasziniert zu sein von Schatten und schrägen Perspektiven). Die Schauspieler wirken ziemlich unbeholfen, na ja, aber die Villa ansehen, das ist gut. 

Man Ray Le Retour à la Maison - 2014 März

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Ein ziemlich kurzer Film mit experimentellen Bildern. Manches geht kaum über Mélies hinaus, einige Einstellungen sind eher uninteressant (so der Jahrmarkt) oder zeigen deutliche Längen (wie diese dich drehenden Kartonstücke); im eigentlichen Metier ganz gut - Gegenstände auf dem Film, Zufallsstrukturen, Nahaufnahmen interessanter Details, so wie Man Ray auch sonst arbeitet; auch die Projektion von Streifen auf einen Körper am Schluss. Insgesamt doch sehr unzusammenhängend, was die Qualitäten der einzelnen Shots anbetrifft. Na gut, 1928 - da steckt das alles noch in den Kinderschuhen