Donnerstag, 29. Mai 2014

(Marcel Carné) Juliette - 2014 Mai



Da wollte ich eigentlich die Oper Juliette in Bremen sehen und bin erst mal beim Film hängen geblieben, leider nur auf Französisch, dafür aber mit Gérard Philipe. 
Fängt an im Knast, Gérard - unrasiert - schläft und tagträumt von Juliette, plötzlich ist die Tür offen, Gérard - plötzlich rasiert - ist im Freien (fürchterliche aahhhlalaohhaa-Musik) und läuft auf ein Gebirgsdorf zu. Nun wird surreal: alle Bewohner haben ihr Gedächtnis verloren, wissen nicht einmal den Namen des Dorfs. Dann sieht´s scheinbar aus wie in den guten alten Zeiten: die Frauen waschen und quatschen, Männer sitzen oder laufen rum - wie bei Asterix und Obelix - aber keiner weiß, wo er ist, welche Zeit jetzt ist, was er will, sehr schön symbolisiert; ein perfektes surrealistisches Szenario. Gérard sucht Juliette, aber keiner weiß irgendwas, bis auf einen Akkordeonspieler, der sich erinnert, wenn er spielt. Plötzlich kennen alle Dorfbewohner irgendwelche Juliettes, dann wieder nicht, dargestellt von schrägen Typen. Dann erscheint sie selbst kurz. Ein Dorfbewohner führt Gerard auf den Friedhof, aber auch hier einige oder keine Juliettes.
Nun wird´s ziemlich irre; es gibt ein "Büro für Träume", Erinnerungen existieren nicht mehr, es gibt keine Erinnerungen an Liebe, auch an Verabredungen - so als wären alle dement; auch die Handlung wird zunehmend verwirrender, Fiktion und Wirklichkeit erscheinen austauschbar, sind wir in einem Traum oder nicht. 
Dann wechseln wir zu dem sehr steif spielenden Blaubart, ins Schloss, in dem Juliette erscheint, Gerard suchend und ein seltsamer Dialog hebt an, ab hier wird der Film dann leider zu dialoglastig. Auch Gerard erscheint in dem immer mehr surrealer wirkenden Schloss, trifft dann schließlich (im Dorf zurück, beim Dorffest) Juliette, die teilweise zusammenhangsloses Zeugs erzählt, manchmal hört sich das gar existenzialistisch an; sie vergisst Gerard, kehrt zu Blaubart zurück. Wie in Frankenstein erstürmen nun die Dorfbewohner das Schloss, Blaubart versucht Juliette zu heiraten ... und die Dorfbewohner erinnern sich an nichts, irres Geläute und bums ist er wieder in der Zelle zurück. Und nun tauchen einige "Traumfiguren" nochmals auf, incl. Juliette - ist das jetzt die Realität? Man weiß es nicht so recht, außerdem sind wir in Paris, Gerard flieht durch dunkle Gassen, findet eine verbotene Tür und landet wieder am Anfang des Films.
Abgesehen von einigen zu langen Dialogen, einigen steifen Figuren und reingepappten Kulissen hat mir der Fim ganz gut gefallen. So stelle ich mir surrealistische Filme ohne durchgeschnittene Augen vor.
Kulissen manchmal zu sehr reingepappt.




Sonntag, 25. Mai 2014

(Marc Webb) The Amazing Spiderman - 2014 Mai


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Eine Mischung zwischen Märchen (Blondine wird von finsteren Mächten geraubt, der Prinz bemüht sich sie zu retten), partiellem Weltuntergang (wie bei Gaston - der Stadt wird der Saft abgedreht), Lonley Wolf (Romanze ja, Bindung nein) und amerikanischer Wanderpredigermentalität (Never Give up Hope).
Die Story ist schnell erzählt: Spiderman räumt auf, diesmal gleich mit zwei Kerlen. Warum, weshalb, wieso - muss man sich nicht fragen, solche Filme sollen ja auch nicht logisch sein; man versteht nämlich weder Spiderman noch seine Gegner und ihre wesentliche Charaktereigenschaften sind ihre Kostüme. Die Actionszenen sind auch nur manchmal kurzweilig (dieses Herumgefliege in der Stadt kennen wir schon sattsam aus den anderen Spiderman-Filmen), diesmal ist allerdings eine ernsthafte Bedrohung der Welt dabei: Electro schaltet die Leuchtreklamen am Times-Square ab, das geht natürlich gar nicht. Zum Schluss greift der Regisseur in die Godzilla-Trickkiste und lässt Elecro die halbe Stadt in Schutt und Asche legen, auch hier versteht man nicht, wieso.
Mit anderen Kostümen für die Darsteller ausgestattet, könnte der Film deshalb auch fast als "Thor 3" oder "Iron Man 4" durchgehen.

Plus-Minus-Bilanz: Held überlebt, tote Blondine, toter Afroamerikaner.

Sonntag, 18. Mai 2014

(Klaymann) Ai Weiwei - Never Sorry - 2014 Mai



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Szenen aus dem Leben von Ai Weiwei und dem Leben in China, auf das er seine Aufmerksamkeit richtet. Eigene Arbeit und Mitarbeiter, Zerstörungen von Häusern, Pfuscherei am Bau bei Erdbeben, Demonstrationen, die Typen von der Staatssicherheit, kurz: all das, was das Leben in China eben nicht lebenswert macht. Der Film ist voll mit historischen Filmszenen, deprimierenden Fotos aus der Kulturrevolution, Interviews mit Freunden, Bekannten, Künstlern, Berichten über die eigene Arbeit und die seiner Lebensbedingungen, Hausdurchsuchungen aber auch Ausstellungen, der verletzte Ai Weiwei usw. alles in Form einer Art Filmcollage. Das ist auch eine interessante Zusammenstellung der letzten Jahre Zeitgeschichte China und USA. Dass der ein "pain in the ass" für die Chinesische Regierung ist, erstaunt nicht. Man versteht nun auch genauer die Rolle von Twitter und Medien in seinem Leben.
Und - die Wirklichkeit zeigt, auch sie ist eine Collage. Wie auch immer, man gewinnt einen sehr guten Einblick in seine Lebensbedingungen und auch in seine Arbeiten.
Muss man glaube ich 2x oder mehrfach sehen, so viele Dinge kommen darin vor.

Mittwoch, 14. Mai 2014

(Paul Strand) Manhatta, 1921 - 2014 Mai



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Das ist ja fast so eine Art Life-Metropolis, in viele Szenen. Man sieht New York um 1920; Menschen, die zur Arbeit streben, auf Schiffen, in Straßen, leblose Straßenschluchten mit Menschengewimmel, Straßenarbeiter, Arbeit an Hochhäusern, Hafenbetrieb, Eisenbahnen, Ozeandampfer - ein Loblied der Moderne. Die Zwischentitel sind echt störend; sie preisen dieses Leben an (z.B. "iron Beauties") - kann man aber anhand der Bilder nicht nachvollziehen. Da muss man schon ein besonderes Faible für Technik haben, wenn man das gut findet (findet sich ja aber in vielen Filme und auch bei bildenden Künstlern aus dieser Zeit). Alles voller Dampf, die Menschen sind Ameisen. Aber als Illustration sehr schön, viele wechselnde Shots, seht statische Einstellungen, interessante Durchblicke, bizarre Formen, schräge Schatten, Diagonalen beherrschen die Szene.

Freitag, 9. Mai 2014

(Francois Ozon) Jung und schön, 2014 Februar



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... hatte ich ganz vergessen, dass ich den gesehen hatte, hat keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ich weiß nicht, wer sich sowas Blödes ausdenkt. Ein alter Typ hat einen Herzinfarkt, während er mit einer jungen, optisch und sonst irgendwie "frischen" minderjährigen Frau vögelt, ein Stereotyp erster Klasse, angeblich Wunschvorstellung aller Männer vom "schönen Tod". Und der Zuschauer darf mal mit rein in die Hotelzimmer, wenn´s zur Sache geht. Gähn - diesen Ansatz kennen wir seit der Kameliendame.
Darum rankt sich handlungsmäßig die ganze Story.  Um alles ist noch eine Familiengeschichte mit Freunden angesiedelt: das Mädchen macht den Adoptivvater scharf, die Mutter - hat natürlich auch eine Affäre - versteht ihre Tochter nicht (kommt mit auch bekannt vor); Gelaber beim Psychologen - sie hat diese Lolita-Nymphmain-Veranlagung, ein eher literarisches Konstrukt, das irgendwie alle männlichen Regisseure reizt, herrje nochmal.
Wie kriegt man da noch einen anständigen Schluss hin? Lolita versöhnt sich mit der Frau ihres "Geliebten" - wussten wir schon immer, dass bei Frauen angeblich so eine "ich-versteh-dich-Kiste" haben sollen, die Große Mutter, die alle Konflikte an ihren Busen drückt und so eliminiert.

Dienstag, 6. Mai 2014

(Darren Aronofsky) Noah - 2014 Mai



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Mindestens 40 Minuten zu viel und eine bunte Mischung aus Harry Potter, Mad Max, Transformers und Conan.  Erst läuft Noah durch irgendwelche Steppen oder Gebirge, seine Frau versucht dabei, immer scharf, unterernährt aber dennoch frisch gestylt auszusehen, dann tauchen unsäglich blöde gemachte Monster auf, die Wächter (was soll das denn bloß?), die irgendwelchen apokryph-esoterischen Prometheus-Unsinn erklären - Däniken lässt grüßen. Da kann man ja froh sein, das Anthony Hopkins nur Methusalem und nicht Gott spielt. Schaut ein wenig nach Uncle Vester aus. Was die Menschen falsch gemacht haben, was Gott also nicht gefällt, bleibt im Dunklen. Vermutlich sollen das die kalhlgeschlagenen Wälder sein, die immer wieder auftauchen. Vielleicht engagiert sich Gott ja bei Greenpeace. Dann geht´s ein wenig Harry-Potter-mäßig zum beim Bau der Arche. Die "Wächter" - sehen aus wie eine Kreuzung zwischen diesen wandernden Bäume mit den Transformers - entpuppen sich plötzlich als gediegene Zimmerleute und Schiffsbauer. Da passt es gut, dass auch Emmy Watson mitspielt.
Plötzlich ist die Arche voll mit Vögeln, die schlafen in so kleinen Kojen, wie in der Jungendherberge. Damit die Geschichte nicht noch langweiliger wird, taucht irgendein König auf - aber noch mehr langes Gequatsche, seine Gefolgsleute benehmen sich unflätig. Zwischendurch kommen alle möglichen Tiere, schön zu zweit sortiert, und lassen sich häuslich nieder (eine verpasste Gelegenheit: man hätte ja die unkoscheren Tiere einfach draußen lassen können).
Nach ein paar zusammengewürfelten Szenen kommt es zur Endschlacht, Noah gegen den König, Gott hilft mit irgendwelchen Beamerstrahlen mit. Dann endlich ist die Flut da und die Arche entpuppt sich als eine Mischung zwischen Uboot und schwimmender Jugendherberge.
Bei flackerndem Lagerfeuer darf Russel Crowe nun die Genesis kurz zusammenfassen; filmisch illustriert wie nach einem Buch von Bill Bryson und ergänzend "tiefsinninge" Gedanken. Gott sei Dank ist der dann folgende Teil ziemlich dunkel, so dass man nicht alles erkennen kann. Auch der König hat sich auf die Arche gerettet und isst nun ein paar von den Tieren auf (vielleicht einen Dodo), die müssen dann wenigstens den Rest des Films nicht mehr mit erleben, denn nun wird´s turbulent. Der König, alter ego Noahs, mutiert zu Dumbledore, Emma wird schwanger, hat aber nicht mal geheiratet,;Noah, der will, dass die Menschheit untergeht, rastet fundimäßig aus, alle reden nur noch Unsinn, das Baby kommt, dann noch eines (wo bleiben die 9 Monate?), Emma schreit dieses übliche Film-Geburtsgebrüll, die Kinder und der König kämpfen mit Noah, das Wetter wird besser, die Arche läuft auf ein Riff, Noah lässt dann doch den Großvater-Larry raushängen und bums kommt die Taube mit dem Ölzweig, der betrunken Noah und Ham dürfen dann auch nicht fehlen - so ist dieser letzte Teil dann doch ganz kurzweilig. Zum Schluss verschwindet Ham, das ist dann der Anlass für "Noahs Söhne" - bleibt uns hoffentlich erspart.

(Jalil Lespert) Yves Saint Laurent - 2014 Mai


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Atmosphärisch meist gelungen, finde ich.  Nicht nur die Modenschauen kann man gut nachvollziehen, auch  diese Wohnatmosphäre in Paris und auch in Marrakesch hat was an sich (leider immer wieder mit einer Reihe identischer Shots - an Kulissen sparen?). Die Schauspieler wirken ziemlich hölzern, vor allem Pierre Berger, Laurent wirkt manchmal wie Harry Potter. Für mich animierend diese alten Kostüme, die Frisuren, die Räume, die Typen - das kann man wirklich goutieren; ebenso die Filmmusik, gut ausgewählt. Nervig sind diese Mehrfachbelichtungen, dieses Off-Gequatsche; wenn man Inhalte nicht darstellen kann, soll man´s lassen.
Ganz gut nachvollziehbar ist dieser arme Kerl in seiner Situation, manchmal erhascht man auch einen Blick auf seine Kreativität, das wird leider ziemlich untergebuttert; soll ja auch andererseits keine Doku sein. Auf diese Art und Weise bekommt andererseits man nicht mit, wieso Laurent so ein Star in der Modeszene war. Aber auf jeden Fall ist der Film kurzweilig, hat keine besondern Längen, leider eine ganze Reihe von Wiederholungen, auch bei den Shots, ist gut ausgeleuchtet und meist gut geschnitten. 

Samstag, 3. Mai 2014

(Paul Haesaert) Visite a Picasso, 1950 - 2014 Mai



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Ein Dokumentarfilm mit vielen Werken Picassos (S/W), chronologisch aufbereitet, dann ist da auch der Meister in seinem Atelier, man kann sein Haus sehen, eher langweilige Teil; man sieht ihn seine Gemälde hin- und herschleppen, Werke tiefgründig betrachten. Im Hintergrund eine nervige Orgelmusik. Diesen ersten teil kann man getrost überspringen.
Nach ca. 7 Minuten wird´s dann spannend. Picasso malt auf Glas, während eine Kamera ihn von der anderen Seite filmt; da kann man wunderbar seine lockere Pinselführung sehen, seine großzügige  Art zu malen, Formen zu finden. 

Freitag, 2. Mai 2014

(Winsor McCay) The Sinking of the Lusitania, 1918 - 2014 April



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Ein interessanter Film. Wir landen in Winsors Atelier, es geht darum, den Untergang der Lusitania als Trickfilm umzusetzen, eine Art Dokumentation. Man erlebt bis zu einem gewissen Grad die Herstellung des Films mit; grafisch teilweise gut gemachte Shots, zwischendurch immer wieder diese tolle grafische Umsetzung wie bei Nemo in Slumberland, passt ja aber eigentlich nicht zu so einem ernsten Thema. Hat ziemliche Längen (häufig die gleichen Szenen).