Dienstag, 27. Januar 2015

(Costa Gavras, 1982 Vermisst - 2015 Januar



Ein super Regisseur und ein super Film. Die Geschichte spielt zur Zeit des Militärputsches (besser der CIA-Intrige) in Chile, 1973. Jack Lemon spielt absolut spitzenmässig die Verwandlung von einem New Yorker Businessman, der seinen in Chile vermissten Sohn wiederfinden will, zu einem aufmüpfigen, wütend suchenden Vater, der genau das wittert, was sich da damals abgespielt hat, nämlich ein CIA-Verbrechen. Sehr spannend, wirkt absolut authentisch, die Schauspieler zeigen keine Schwächen und man wird quasi gezwungen, der Erkenntnis-Linie des Vater zu folgen. Genial. 

(Morten Tyldum, 2015) - The Imitation Game, 2015 Januar



Tja, das ist wirklich schade um so eine interessante Story. Ein in der Regel oberflächliches Rumgetue um diesen tragischen Held, Alexander Turing, dem es gelingt, mit Hilfe einer genialen Neustrukturierung mathematischer Ideen eine Dechiffriermaschine zu entwickeln. Aber was sehen wir da im Film? Irgend so eine asthmatisch vor sich hinrasselnde Maschine, keiner kapiert, was dieselbe da macht. Dazu gibt  es einen Haufen Kritzeleien, die das Prinzip dieser Maschine illustrieren sollen und irgendwelches Gemurmle Turings. Absolut armselig. Der Regisseur unternimmt nicht einmal ansatzweise den Versuch, uns diese Ideen zu erklären. Statt dessen werden wir mit immer gleichen Shots aus einer Militärbaracke bombardiert, in der Turing und seine Mitstreiter herumbasteln. Und das sind noch gute Kulissen. Eine ganze Reihe von Shots sind schlicht katastrophal, was Kulissen und Matte-Paintings angelangt, dazu häufig solche, die wir alle sattsam aus andern Filme kennen, die Bilder aus dieser Zeit zeigen (z.B. Chroniken von Narnia) oder diese untergehenden Schlachtschiffe - Pennälerniveau. Völlig überflüssiges Zeugs. Da retten die eingeblendeten Originalaufnahmen auch nicht.
Dazu kommt dann dies stereotype Rumgelächle von Keira Knightley, ihre Reduktion auf Rehaugen-Rumgeleuchte und ihre Unfähigkeit, essentiell etwas zu dem Film beizutragen.
Cumbarbatch dagegen ist das Highlight des Films; er ist in der Lage, dieses ganze Auf und Ab, die Verschlossenheit, Genialität und und die tieftraurige Vernichtung Turings emotional eindringlich rüberzubringen.
Ein weiteres Highlight des Films ist die die Darstellung von Militär und Geheimdiesnst als skrupellose und widerliche Organisationen; das gelingt absolut überzeugend. Und das Turing letzendlich krankhaften, staatlich organisierten Schwulenhassern zum Opfer fällt, ja, das wird auch überzeugend vermittelt.

Montag, 12. Januar 2015

(Paolo Virzi, 2014) Die süße Gier - 2015 Januar



Was der italienische Titel - Il capitale umano - quasi Humankapital - bedeutet, erfährt man zuletzt. Da finde ich den deutschen Titel für den Film eigentlich besser gewählt, denn darum gehts. Alle sind gierig nach Geld, Macht, Einfluss und betrügen und lügen unverdrossen. Und es endet wie  schließlich wie in der Welt außerhalb des Kinos ist: Die Armen ziehen den Kürzeren.
Eigentlich birgt der Film einen fast klassisch anmutenden Tragödienstoff in sich. Serena, attraktive Tochter eines fiesen Börsenzockers, wird vor eine Entscheidung gestellt, die auf jeden Fall ungünstig ausgehen wird. Es geht, fast wie in einem Krimi, um den Verursacher eines schweren Verkehrsunfalles; um die Lösung diesen Falls rankt sich die ganze Geschichte. Besonders: Diese wird jeweils aus den Perspektiven verschiedener Protagonisten immer neu erzählt - nicht langweilig, sondern immer in Verbindung mit den besonderen Lebensperspektiven dieser Personen; das ist wirklich gut gelungen.
Schauspielerisch super; die Figuren kommen emotional so dicht an einen heran, dass man sich schütteln möchte.

Dienstag, 6. Januar 2015

(James Marsh 2014) - Die Entdeckung der Unendlichkeit, 2014 Dezember


Hat mir gut gefallen, insbesondere der Hauptdarsteller, aber auch die sehr atmosphärische Darstellung von Cambridge, der Wohnungen, Plätze, Orte; da ist der Film ja fast wie eine Sozialstudie.
Erzählerisch ist der Film eher simpel konstruiert. Er zeichnet mehr oder weniger linear die Geschichte von Hawking nach und widmet "wichtigen" Episoden je ein angepasstes Quantum Zeit - das macht es aber für Zuschauer einfach, dieser Lebensgeschichte zu folgen.
Natürlich lernt man in so einem Film wenig über diese Schwarzen Löcher und weiteres Astronomengedöns - die wenigen Versuche des Films, dies metaphorisch auszudrücken, sind auch eher kläglich wie etwa dieser seltsame Rückwärts-Zeitraffer am Ende. Und natürlich fehlt auch der Auftritt bei dem Simpsons.

(Richard Curtis, 2003) Tatsächlich Liebe - 2014 Dezember


Ein Episodenfilm über neun "Pärchen" kurz vor Weihnachten zum Thema "es gibt überall Liebe". Hat sich Curtis gut ausgedacht: eine Top-Besetzung, witzige Dialoge, überhaupt viele witzige und amüsante Szenen, harmoniesüchtige und kitschige Episoden-Enden, gut gefilmt und kurzweilig; sowas macht man als Regisseur gerne, wenn man "tatsächlich Liebe" zum Geld verspürt. Aber vor Weihnachten ist man ja sowieso gefühlsduselig, wenn man nicht an den Weihnachtsstress sondern an Tannenbäume und Gänsebraten denkt; kann man sich mal ansehen.



(Frederick Wiseman 2014) National Gallery, 2015 Januar


Ein toller Film, allerdings drei Stunden lang. Gezeigt werden seht unterschiedliche Szenen aus der National Gallery: Von staunenden Besuchern, Führungen, Gesprächen, Interviews, Restauratoren bis hin zu dem Typ, der defekte Rahmen repariert. Geboten wird etwas für unterschiedliche Vorkenntnisse; auch gut im Thema stehende Personen haben etwas davon. Manchmal - so kam es mir jedenfalls vor - gibt es zu viele Szenen mit Zuschauern; da hätte der Film ruhig etwas kürzer sein können (gemeint war wohl: Vielfalt der Zuschauer, Vielfalt der Kunst). Was mir etwas gefehlt hat - als Bernhard-Fan - war die Irrsigler-Perspektive, hätte sich m.E. auch gut angeboten, zumal es in der der Diskussionsrunde um finanzielle Angelegenheiten des Museums auch um Einsparungen beim Personal geht.