Sonntag, 10. Mai 2015

(Tate Taylor 2014) Get on Up - Juni 2015



Kennen wir, solche Filme. Der Musiker wächst unter schwierigsten Bedingungen auf, die Eltern sind verrückt oder  sonst was, als Kind wird er so ähnlich wie ein Sklave gehalten, es wird immer schwieriger, wenn, ja wenn da nicht dieser eisenharte Wille wäre, Weltstar zu werden. Und ab geht die Post mit Gesang, Band, Manager, Frauen mit geradezu manischer Besessenheit und Energie bis hin zur Weltspitze. Und James erinnert sich in den einzelnen Stationen immer wieder an alle möglichen Begebenheiten aus Kindheit und Jugend - alles bunt durcheinander eingeblendet. Wirkt seht dynamisch, der Film; von Brown werden die verschiedensten Facetten präsentiert, vom Schurken, Egomanen, Frauenverprügler bis zum Show-Perfektionisten und nettem Vater.
Das wird leider ein wenig collageartig fabriziert; manchmal kann man der Logik dieser Sprünge nicht folgen. Offensichtlich sind auch einige Dinge nicht so recht erklärbar, sonst würde James nicht als Life-Sprecher aus dem Off auftreten und den Zuschauer direkt belabern, schade.
Aber: Die Musik ist kaum zu toppen und Chadwick Boseman ist wirklich ein absolut überzeugender Performer.

(John Ford 1953) Mogambo - Mai 2015



Eigentlich unerträglich, dieser Film. In der Story geht es um Personen in einer Tierfängerstation in Kenia in der Art eines Western in Afrika mit einer schwarzhaarigen Tänzerin(!) vom Typ Femme Fatale und einer naiven Blondine und einem echtem Mann als Ankerpunkt der Handlung.
Wenn man sieht, wie hier (und zwar nur im Film!) mit Tieren umgegangen wird, könnte man heulen. Ansonsten wird der Film bevölkert von in stets frisch gebügelten Safarianzügen gehüllten Weißen, die gesittet am Tisch stilvolle Konversation bei Kerzenlicht aus silbernen Kandelabern pflegen und rumtrommelnden, tanzenden Schwarzen, die dieses Uga-Uga-Geschrei von sich geben, rumpaddeln, Treiber spielen, ihre Sixpacks' zeigen und ansonsten maximal irgendwelches Pigdgin-Gestammle von sich geben dürfen. Da zeigt sogar die Gorilla-Familie in dem Film mehr Bandbreite.
Die Story ist auch ziemlich dämlich: Nach allem möglichen Hin-und-Hergeplängkel mit Frauen, die sich vor Schlange erschrecken und Männern, die als echte Kerle die Whisky kistenweise saufen und vor nichts Angst haben außer vor Frauen.
Auf der anderen Seite: Diesen Film könnte man wegen seiner geradezu modellhaften Schwarz-Weiß-Malerei als klassisches Studienobjekt zur Situation um 1953 verwenden, da wäre er hervorragend geeignet.

(Tim Burton, 2015) Big Eyes - Mai 2015


Sicher eine interessante Geschichte; diese Story gibts natürlich schon seit Jahrhunderten. Denn selbst, wenn Frauen sich die Malerei angeeignet hatten, obwohl das gar nicht vorgesehen war (also Naturtalente, Mädchen, die das bei ihrem Vater lernten, Frauen, die das bei ihrem Mann lernten usw.), hatten sie immer noch das mehr oder weniger unumgehbare Problem, die Bilder unter ihrem Namen auszustellen oder zu verkaufen, denn das war natürlich Männern vorbehalten. In diesem Fall sieht es noch etwas anders aus, hier nutzt der ein unfähiger Schwindler das Talent seiner Frau (Margaret Keane) aus, um als Maler berühmt zu werden. 
So eine Geschichte kann natürlich weder gut laufen noch gut enden - hier bleibt der Film überzeugend. Kleinere Ausbrüche surrealistischer Art (alle möglichen Leute laufen plötzlich mit riesigen Glubschaugen rum) kann man verkraften; so richtig aufgerollt wird der seelischen Zustand der Protagonistin jedoch nicht, dennoch wird die Rolle aber nachvollziehbar verkörpert durch Amy Adams. Vielleicht glaubt Burton, mit diesen hässlichen Glubschaugen-Ölgemälden die innere Verletzlichkeit der Malerin zu visualisieren? 
Christopher Waltz spielt in den ersten Passagen viel zu aufgebrezelt und unglaubwürdig (kaum zu glauben, dass eine Frau auf so jemanden reinfällt); in den restlichen zwei Dritteln jedoch so, wie man sich einen derartigen Schurken vorstellen kann.


(Joshua Marston, 2004) Maria voll der Gnade - Mai 2015


Kann man sich als biederer Europäer nicht so recht vorstellen. Der Film zeit die Verwicklung eines jungen Mädchens in Rauschgiftschmuggel aus Kolumbien nach den USA in Form eines Dokudramas. So legt der Film großen Wert darauf, die Situation der jungen Frau wie in sozialhistorisch-dokumentarischen Filmen in einer Reihe gelungener Shots darzustellen (die arbeitet in einer "Blumenmanufaktur" mit Arbeitsbedingungen, die wir nur aus Schulbüchern kennen).  Auch die Lebens- und Wohnbedingungen werden in diesem Stil gezeigt. Auch endet der Film nicht in dieser typischen Drama-Erzählschleife mit einem klaren Ende. Diese Teile finde ich ganz gut gelungen. Weniger gelungen finde ich die Wahl der Protagonistin - meist zeigt sie den gleichen Gesichtsausdruck; auch die anderen Darsteller kommen einem wenig nahe. Manchmal wirken die Szenen zudem doch recht steif gespielt,, wie etwa die Szenen mit den Gangstern in NY, wie überhaupt in dem US-Teil der Dokumentarfilm-Charakter nicht so richtig durchgehalten wird, sondern teilweise in eine eher sentimentale Story abgleitet.

(Eric Lartigau 2015) Verstehen Sie die Béliers? - Juni 2015


Ganz witziger Film; man hat jedenfalls viel zu lachen. Was mit gut gefallen hat, sind die im Film vorgestellten Charaktere, jede hat eine in sich differenzierte Rolle, also quasi fast vier Hauptrollen. Die beiden Handlungsstränge sind im Prinzip auch gut angelegt, der des Vaters wird nicht richtig durchgehalten (quasi durch eine negatives Deus ex machina beendet, der Abspann passt da überhaupt nicht), der der Tochter ist zwar vorhersehbar, aber, na ja, das endet alles ganz gut, Schwamm drüber. Die Schlußszene ist ziemlich platt - da sind die Tochter herzerreißend zum Thema Loslösung von den Eltern. Das ist ja gleichzeitig die Einladung, den Film zu sehen: endet gut, hübsche Tochter wird erwachsen, kann sich mit Anstand von den Eltern lösen, die findens auch letztendlich noch gut und dann das Mädel auch noch gut singen - was will man mehr. Die Lösung einer schwierige Lebenssituation wird hier in Form einer amüsanten Unterhaltung präsentiert - OK.
Die Schauspieler sind gut, manchmal sind die Nebenrollen etwas Stereotyp (z.B. der böse Bürgermeister vs einen im Leben stehenden Bauern; der irre Musiklehrer usw.). Was mich oft gestört hat, war die Beleuchtung; viel Kante mit leuchtenden Haarkränzen, komplett ausgeleuchtete Wohnungen (erinnert mich zu sehr an diese cleane Beleuchtung in den 60er-Hollywood-Filmen). Ansonsten wenig überflüssige Szenen, stimmige Sets. 

Montag, 27. April 2015

(Ralf westhoff 2014) Wir sind die Neuen - april 2015




Irgendwie gibt es zwei Verionen dieses Films. Die Redaktion von Programmkino.de hat einen gesehen, der " eine absolut überzeugende, vor scharfzüngigem Wortwitz nur so funkelnde WG-Komödie der besonderen Art" ist; auf meiner DVD war nur ein Film, der absolut unüberzeugend, eine blöde und mit oberflächlichem Geschwafel nur so dahinplätschernde Lahmödie von der durchnittlichsten Art.
Drei "junggebliebene" Typen: noch immer in Jeans oder Blümchenrock, ungewaschene oder strubbelige Haare, altmodische Brille, wenig Geld, Rotweinsäufer und Nachteulen ohne Wlan vs. "moderne, aber extrem steife und outgeburnte" und verkabelte Studenten: sauber gewaschen, Fastfood, eifrig studierend und Frühausteher. Hätte von meiner Urgrossmutter kommen können.
Na ja, und wie soll das alles ausgehen? Klar, die lockeren Alten bringen die steifen Studenten auf die rechte Spur, alles untermalt von pausenlos guter Laune; die Alten haben aber trotzdem noch gravierende Probleme wie " Jemand isst meinen Joghturt auf". Toll, so kann man die Welt retten.

Dienstag, 7. April 2015

(John Madden 2015) Best Exotic Marigold Hotel - 2015 April
















Sind wir nicht alle irgendwie Inder? - könnte er Untertitel des Films lauten. Ich wollte mich eigentlich nur mal ganz unschuldig amüsieren, aber Banane. Außer vielleicht fünft lustigen Sprüchen ist das nichts zu finden. Die Protagonisten murmeln alle ständig Namaste, die Inder blicken alle so fröhlich aus der Wäsche, dass einem angst und bange werden kann und außer einer Saturday-Night-Fever-Einlage (John Travolta ist endlich auch in Indien angekommen) ist da in dem Film nichts Bemerkenswertes zu finden.

(Miloš Forman 1984) Amadeus - 2015 April



Warum dieser Film als besonders gut gilt, ist mir schleierhaft. Die ganze Konstruktion ist beknackt und an den Haaren herbeigezogen. Salieri berichtet - diesmal als sichtbarer Sprecher aus dem Off - zum Thema Mozart. Er als alter Kerl ist erbärmlich schlecht gespielt, wirkt wie wie eine schlechte Karikatur; dazu kommt noch diese miserable Maske, dozierender Ton - unerträglich, zudem der gesamte Film dadurch ohne Funktion in die Länge gezogen wird. Das ist die gesamte Rahmenkonstruktion des Films. Zwischendurch wird's deutlich besser, nämlich dann, wenn der Hofstaat Wiens und die ganze adelige Mischpoke erscheint.
Mozart selbst wird sehr interessant gespielt - der ist einfach umwerfend; Salieri in mittlerem Alter ist auch ziemlich gut, Constanze bleibt blass und punktet nur durch Schönheit; Kaiser Joseph II ist eine sehenswerte Erscheinung.
Mit den historischen Elementen nimmt Foreman es nicht so genau, z.B. mit diesen Fernsehballett-Einlagen bei den Aufführungen; auch die Einbindung des Vaters, eigentlich eine sehr interessante Geschichte, ist nur über diese Briefe ist schwach geraten.
Filmisch oft gut gemacht, in den ersten zwei Dritteln sind die Einstellungen auch ziemlich gut, dann wird's sehr steif.
Versöhnlich stimmt einen dann die Musik, aber da gibt man besser sein Geld für eine CD aus.



Montag, 30. März 2015

(Olivier Assayas 2015) Die Wolken von Sils Maria - 2015 März


Ein altes Thema: Gespielte Rolle eines Schauspielers und dessen Persönlichkeit, diesmal gemixt mit dem Phänomen des Alterns - der Auffassung die man von den Welt früher hatte und die man heute von ihr hat, dargestellt anhand von Binoche und K. Steward; doppelt gemoppelt, weil die Binoche als junge Frau eine ältere Frau verführt hat (im Film, versteht sich) und diese Situation nochmals darstellen soll, diesmal als ältere Frau und so mit ihrer alter Rolle konfrontiert wird; und sie fühlt sich noch nicht so alt, wie sie aussieht. Aber wer tut das schon außer Iggy Pop.
Und wir alle dachten immer, das sind alles Profis, genauso gut einen Killerin, Eva Braun und Conchita Wurst darstellen kann, ohne dass sie davon irgendwie berührt sind. Banane! Hier gehts in dieser Frage total durcheinander, na ja, kann ja so sein.
Dann gibts natürlich noch die Schauspielerin, die die Rolle der jungen Frau übernehmen soll, die bringts dann noch weiter durcheinander, weil sie in der Vorstellungswelt der Binoche keinen Platz hat (aber im Film ganz gut rüberkommt).
Die alte Situation wird dann quasi analog mit der Binoche (älterer Frau) und ihrer Sekretärin (scharfe Tussi) nachgebildet. Von Erotik ist da aber keine Spur, jedenfalls nicht direkt, es geht vielmehr eher um unterschiedliche Interpretationen von Text- und Filminterpretationen, also Weltinterpretationen. Kann man eigentlich nicht klären, deshalb muss auch die Sekretärin nach zwei Dritteln des Films denselben verlassen - vielleicht kennt sie auch den Rest des Drehbuchs und flüchtet einfach.
Die junge Schauspielerin (Chloe Grace Moretz) bringt dann noch Paparazzi, Ehebruch, Science-Fiction und noch mehr Errungenschaften der Moderne mit ein - es wird allmählich ziemlich unübersichtlich, was den intellektuellen Nachvollzug des Films anbelangt. Dann gibts noch einen Regisseur - finde ich in seiner Rolle ziemlich blass, aber vielleicht sind die ja so. Bringt jedenfalls nicht viel.
Von der eigentlichen ist dieser Film jedenfalls wenig zu sehen, das ist vielmehr ein andauerndes Gequassle zwischen den Protagonisten, der Sprecher aus dem Off schlägt auch pausenlas in Form von Handy-Telefonaten zu (oder soll das vielleicht eine Kritik an der heutigen "schnellen Medienwelt sein - dann kommt sie aber um Jahre zu spät).
Aber: schöne Aufnahmen aus der Schweiz, denkt man jedenfalls, ist aber Tirol, passt auch wieder.

(Chandor 2014) A Most Violet Year - 2015 März



Ich hoffe nicht, dass unsere Heizölhändler solche finstern Schurken sind. Darum gehts nämlich, nur dass in ihrer Mitte ein aufrechter Typ zu finden ist, der eigentlich nicht so aussieht und
vom Typ Al Pacino daherkommt, ein Luxusknabe zudem mit Kamelhaarmantel und schicker Villa. Die Geschichte ist leicht zu erzählen: Er soll als Newcomer aus dem Kreis der Öllieferanten entfernt werden, und zwar mit unkoscheren Mitteln, aber er setzt sich durch. Und das ist besonders, er tut es mit koscheren Mitteln. Zwischendurch gerät er immer wieder an die Grenzen seines Legalitätsverständnisses, aber er bleibt geradlinig.
Gute Story, finde ich. Zwischendurch auch mit Humor, bleibt spannend, das Ende ist nicht abzusehen -  OK. Auch gut gefilmt, gute Besetzung, die Filmmusik ist leider manchmal kitschig, auch unpassend. 

Mittwoch, 18. März 2015

(George Clooney 2014) Monuments Men - 2015 März



Der Genter Altar wird eingepackt. Dann sieht man den fetten Göring, der geklaute Bilder einheimst. Dann eine Aufklärungs-Diashow: Worum gehts eigentlich? Dann - wie in den USA offensichtlich so üblich - finden sich im Handumdrehen ein paar smarte alte Kerle, die eigentlich noch Jungs sind, für eine Spezialaufgabe: Raubkunst finden. Die können's dann den Youngsters zeigen.  Noch ein Diavortrag, damit es auch der Dümmste versteht. Dann gehts los. Die Jungs kommen nach Europa, um die Welt-Kulturschätze vor den Barbaren zu retten (damals tatsächlich übrigens eine sehr bemerkenswerte Aktion -  heute wahrscheinlich nicht mehr möglich, man denke nur an die Verschrottung von Weltkulturerbe durch gehirnlose Islamisten).
Es geht weiter. Die Nazis, alle durch die Bank fiese Kerle, klauen Pariser Museen leer. Die Amis parlieren derweil zum Thema kulturelle Identität.
Auf der einen Seite ist das schon irre, dass irgendwelche spackigen Nazi halb Europa leerklauen und vor allem die Juden ausrauben; auf der anderen Seite muss man sagen, dass das schon immer zum guten Ton von Heerführer gehört hat; heute erledigt einen Teil dieser Geschäfte der internationale Antiquitätenhandel mit seinen Facetten. Weiter zum Film.
Spätestens ab Mitte des Films wird es etwas Indiana-Jones-mäßig; einige Einstellungen scheinen fast kopiert, wie etwa die große Lagerhalle mit den geklauten Kunstschätzen, es wird auch etwas rührselig; die Kulissen sind teilweise grottig. Entgegen den Ankündigungen ist das ja auch keine Doku, sondern ein Hollywood-Schinken mit seinen üblichen Showeinlagen, z.B. Gesang - fehlt nur noch, dass sie alle "zufällig" auf der Straße tanzen.
Als Kontrastprogramm müssen dann die Russen herhalten, die Gemälde wie die letzten Tölpel klauen und verpacken, und auch die Die NS-Führung mit ihrem "Nero"-Befehl. Zwischendurch ein wenig philosophisches Geschwafle, Schießereien, eine kleine Fast-Romanze, kurzweilige und auch äußerst bedrückende Entdeckungsaktionen, Kunstschätze verbrennende Nazis, Fahrt von Salzbergwerk zu Salzbergwerk ... der Film hat irgendwie doch etwas von einem Roadmovie.
Dann gehts in Ludwigs Micky-Maus-Schloss, bis oben hin vollgestopft mit Kunstwerken. Highlight ist schließlich die Rettung des Genter Altars und der Michelangelo-Madonna aus Brügge, eigentlich vor allem vor den Russen, die hier schon im Anmarsch sind (der alter Filmtrick: Mir ist jemand auf den Fersen, aber wie durch ein Wunder kann ich die Zeit dehnen). Der Rest wird leider von einem nervigen Off-Sprecher und einer Diashow begleitet und endet in einem dieser Sonnenunter- oder -aufgänge mit Opa und Enkel, na ja.

Dienstag, 17. März 2015

(Tizza Covi, Rainer Frimmel 2001) La Pivellina - 2015 März.


Ein kleines Mädchen schaukelt alleine gelassen auf einem Spielplatz. Und eine ältere Zirkusfrau mit irre rot gefärbten Haaren wie ein Feuermelder sucht ihren Hund. Wo ist die Mutter des kleines Kindes? Weiß niemand. So nimmt die Frau das kleine Mädchen mit nach Hause und verpflegt sie, zusammen mit ihrem Hund und einem Teenager. Das Mädchen hat einen Zettel dabei - die Mutter werde es irgendwann wieder abholen. 
Hier wird vorgeführt, worauf es im Leben wirklich ankommt: menschliche Wärme, Zuneigung, Verantwortung trotz schwieriger Umstände. 
Man lernt diese schrottige Wagenburg und einige seiner sehr authentisch wirkenden Bewohner gut kennen. Erinnert so ein bißchen an Rousseau-Utopien (die "einfachen" (aber etwas exotischen) Leute leben richtig und ungekünstelt.
Der Film ist angeblich an Originalschauplätzen gedreht, alles nur Laienschauspieler; er wirkt enorm authentisch, fast wie ein Dokumentarfilm und kommt ohne schnelle Schnitte, Rumgezoome und Autorennen aus. Und das genau macht die Besonderheit des Films aus.

(Mikkel Norgaard 2015) Schändung - 2015 März



Alles nur Kinderschänder, diese Skandinavier. Kann man zumindest glauben, wenn man Krimis aus diesen Breitengraden liest oder Filme aus dieser Gegend sieht. Und woher kommen die Übeltäter? Das sind alles Angehörige der oberen Schichten: Ärzte, Unternehmer, kurz: Kerle, die ihre Kinder in Privatschulen schicken und in irgendwelchen hübsch eingerichteten Villen zusammen mit einer gestylten Blondine leben. Genau die Klientel für einen verlotterten und kontaktscheuen Inspektor, der nach jedem Fahndungserfolg wieder am Anfang steht: Nach der Aufklärung ist vor der Aufklärung.
So auch in "Schändung." Die Geschichte dreht sich um Verbrechen aus längst vergangenen Tagen. Der manisch von seinen Aufgaben besessene Mørck und sein Assistent wollen es aufklären und müssen eben dazu in den Villen gutsituierter Kerle oder in Privatschulen herumschnüffeln.
Mørck hat ein gutes Auge für fiese Kerle und erkennt sie eigentlich sofort: Großwildjäger, Antiquitätensammler, fette Rechtsanwälte, alles Typen, die als Schüler schon schlecht sind, rumtanzen oder gar koksen und rumvögeln, bevor ihre Zeit gekommen ist. Alles unangenehme Fetischisten, diese Vögel, die alte Bhs, Slips und dergleichen ihrer Opfer sammeln (nur keine alten Socken - wieso eigentlich nicht?).

Ein weißer Ritter, diese Figur vom Typ P. Marlow, der sich nur nicht selbst umbringt, weil irgendwelche Leute ihn brauchen. Wahrscheinlich meint er damit die Drehbuchschreiber.
Die Figuren sind wenig entwickelt: Mørck ist hauptsächlich unrasiert und hat wohl Magenschmerzen, sein Assistent guckt eigentlich nur freundlich rum, die Sekretärin macht einen quirligen Eindruck und der Rest der Bande schaut wenig ausdrucksstark in die Kamera. Und wie immer sind die Vorgesetzten unfähig und torpedieren die Arbeit der Auftrechten.
Frauen haben in dieser Szenerie eigentlich nichts zu suchen außer als Opfer, Hausmädchen-Ehefrau-Sekretärin, Femme Fatale und - wie sollte es anders sein - als heimtückische Verräterinnen, wie auch hier. Und natürlich die Rächerinnen, bekanntenmaßen viel furchtbarer als die Männer in ihrem Groll.
Und so werden wie in einem Shakepeare-Drama alle bösen Buben plattgemacht oder vergehen im Höllenfeuer. Peinlicherweise auch das zentrale Opfer selbst; da ist Adler genau so wie vielen anderen Schriftstellern nichts besseres eingefallen.
Szenisch aber ganz gut gemacht, vor allem die Kulissen, weniger die Maske (die Junkies sehen so aus, als würden sie gleich zum nächsten Opernball gehen), die Beleuchtung ist OK, man hat allerdings den Eindruck, dass auch bei den Filmbeleuchtern Energiesparen angesagt ist; auch die ohne Dialoge gefilmten Szenen sind gut aneinandergereiht - so kann man sich ganz gut in die Atmosphäre des Films hineinfinden, wenn auch die Einstellungen häufig ein wenig altbacksch sind. Gut sind auch die Rückblenden, die die Spannung des Films deutlich erhöhen.

Sonntag, 15. März 2015

(Ridley Scott. 2014) Exodus - 2015 März



Also eigentlich liebe ich diese Schinken.
So finde ich auch diese Kulissen hier irgendwie interessant (zu aufgebrezelt allerdings), alles sehr symbolisch; dem Pharao und seinem Nachfolger fehlen nur noch die Rolex, dann könnte das ganze Ding gleich an der Wallstreet spielen (auch die Mädels laufen mit scharfer Unterwäsche und frisch vom Friseur gestyled rum). Die sehen auch alle aus wie nordmerikanische Yuppies. Aber das Luftbild von Memphis zum Beispiel hat echt was für sich. Dann gibts noch Geparden anstatt von Möpsen, Falken an Stelle von Kanarienvögeln und es gibt sogar eine Art Beamervortrag, ohne Beamer versteht sich, Schlangen im einem Vivarium statt Meerschweinchen; überall werden irgendwelche Pyramiden gebaut, bei den Nachtaufnahmen fühlt man sich an Bladerunner erinnert, die Möbel ähneln oft dem Gelsenkirchner Barock, vor dieser Sigourney Weaver wäre das Alien sofort geflohen, Höhlenszenen aus dem Herrn der Ringe, die ägyptischen Soldaten sehen aus die die Sturmtruppen aus Starwars - geil!
Es geht gleich richtig los. Ramses verhaut die Hethiter in einer Schlacht. Und damit es auch gleich richtig komisch zugeht, tritt Moses dabei ins Fettnäpfchen (nun soll er nämlich laut einer Weissagung Herrscher werden). Ramses ist daraufhin maulig. Moses dagegen zeigt Initiative reitet dorthin, wo es brennt. Die Hebräer haben keine Lust mehr, die Filmkulissen für den Pharao herzustellen. Kann man verstehen.
Zwischendurch gibts dann eine bildungsbürgerliche Einlage zum Thema "ausgesetzter Moses".
Der überaus aufrechte Moses vergrätzt dann einen Statthalter, der sich als fieser Möpp entpuppt und ihn als Hebräer outet. Bums ist Moses im Knast und muss durch eine Megawüste Ägypten verlassen. Das ist jetzt der Western-Teil des Films (musikmäßig übrigens auch) und die ganzen Mexikaner sind irgendwelche Wüstenbewohner. Eine schöne Frau taucht auf, schwupps ist Moses verheiratet.
Einige Jahre später müssen die Hebräer noch immer die Filmkulissen basteln, arbeiten aber für den Pharao nicht schnell genug. Moses ist auch älter geworden und sieht nicht mehr wie Iron Man aus.
Nun darf Gott das Drehbuch mitlesen und erscheint als kleiner Pöks und Schlag auf den Kopf, Moses wird Waffennarr und ist bums! wieder in Ägypten. Der Plan ist einfach: Die Hebräer müssen von A nach B. Dumm, dass da auch noch der Pharao ist. Um ihn zu überzeugen, verpasst Moses den Hebräern eine Kurzausbildung zu Guerilla-Kriegern. Und was bisher in dem Film gefehlt hat, kommt nun - eine Reihe schönster Explosionen (die Vorräte der Ägypter werden in die Luft gesprengt oder abgefackelt). Gott als kleiner Pöks hilft mit und frisst in Form zahlloser Krokodile Ägypter, lässt Millionen von Fischen verrecken und verpestet die Kornfelder mit roter Farbe (Blut?) usw.  Als die Pharaonenfrau in ihrem Bett ausnahmsweise keinen abgeschnittenen Pferdkopf aus der Pate sondern eine Horde glitschiger Frösche findet, die Insektenplage aus "Die Mumie" in dieses Filmstudio hier wechselt, plötzlich alle (außer den Hebräern, versteht sich) wie Zombies aussehen, einer Szene aus The Day after Tomorrow, plötzlichem Kindstod und diversem anderen Zeppzapp, ist es vorbei. Die Hebräer dürfen erst langsam loslatschen, aber der fiese Pharao ist hinter ihnen her (das obligatorische Autorennen). Aber dafür gibt es ja diese Mega-Ebbe im Roten Meer und der Pharao hat keinen Gezeiten-Kalender und ein Tornado aus Twister verirrt sich in das Studio (Filmmusik dazu: Conan-Sound).
Aber es ist noch nicht zu Ende. Wir erleben noch Moses, wie er die 10 Gebote in einen Styropor-Block ritzt. Dann gehts ab in den Sonnenaufgang.

Donnerstag, 12. März 2015

(Evan Goldberg, Seth Rogen 2014) The Interview - 2015 März



Fängt an mit einer Fernsehsendung, sehr amerikanisch, auch in der Parodie kaum zu ertragen. Da hat sich seit Rock Hudson und Doris Day eigentlich nicht viel geändert; für normale Europäer kaum zu kapieren.
Der erste Teil ist ziemlich aufgefüllt mit überflüssigem Zeugs wie Gequassle, auf dem Markt Rumgelaufe, Reisen im chinesischen Zug, Wandern in der Pampa, Unterhaltungen zum Gähnen, anale Witze en Masse. Damit ist das erste Drittel ist sehr mäßig.
Skylark und Aaron sollen im Auftrag der CIA Nordkorea-Kim mit einem Pflaster an ihren Händen vergiften - kommt einem in der Art auch irgendwie bekannt vor.
Ab Korea wird's dann etwas lustiger vor allem im Hinblick auf Kulissen, bleibt aber genau so laberig. Die Sache mit dem Potemkinschen Dorf wird natürlich auch vorgeführt - na, wer hätte das wohl gedacht, so ein brillanter Regieeinfall.
Dann eine gemeinsame Fahrt in einem Panzer mit Kim, hahaha, wie lustig. Dann endloses Gequassle zwischen Kim und dem Reporter (Skylark) über ihre Väter. Anschliessend zermürbender Quatsch mit seinem Reporterkollegen über Medienwirksamkeit, den Dialog könnte ein 14jähriger Pennäler geschrieben haben.
(Der Plot ist: Kim soll im Auftrag der  CIA vergiftet werden, entpuppt sich aber als eine Art Dude (übersetzt auf Deutsch: er bemüht sich Basketball zu spielen, säuft und hat einen privaten Puff). Irgendwie klappt das nicht so recht mit dem Umbringen; der falsche Typ fährt in den Hades und die beiden Reporter streiten, ob das auch wirklich richtig so ist. Dann kommt es, wie es kommen muss. Skylark erkennt den Schwindel, aber anhand in einem amerikanisch aussehenden Supermarkts. Na, blöder gehts wohl nicht.
Sehr komödiantisch fängt dann die Sex-Szene zwischen Aaron und Sook an (er darf sie nicht anfassen, weil er ein Giftpflaster an der Hand hat) - endet aber auch in einer Quasselszene.
Die eigentliche Interview-Geschichte ist dann der Gag. Wie jeder auf der Welt weiss, ist die amerikanische Presse das Sprachrohr aufrechter Menschen, mir der alle Schurken besiegt werden können. Aber: Das klappt nur, wenn man gleichzeitig die Pistole zieht, wie auch im Film. Dann kommt der gut gelungene End-Gag: Kim wird als gefühlsduseliger, weinerlicher und von seinem Vater unterdrückter Schwächling präsentiert (geht allerdings nicht ohne eine Gesangs-Einlage, ohne die jeder amerikanische Film offensichtlich nicht vollständig ist).
Dann endlich Zeit für den Showdown; viel Geballere, diesmal auch noch mit Atomraketen und Kim findet sein wohlverdientes Ende.
Was lernt man? Die Welt wird gerettet durch amerikanische Showsendungen.
Genau.

Mittwoch, 11. März 2015

(Juan José Campanella, 2009) - In ihren Augen - 2015, März


Insgesamt gut gemacht, aber kompliziert. Da überlagern sich mehrere Geschichten:
  • Ein ehemaliger Gerichtsbeamter schreibt über einen lange zurückliegenden Mordfall.
  • Eine verborgene Liebe über 25 Jahre zwischen diesem Beamten und einer Richterin.
  • Die Geschichte des Mörders plus Sicherheitsdienst in Argentinien.
  • Die Geschichte eines Hinterbliebenen aus diesem Mordfall, dem Rächer.
  • Die Aufklärung des Mordfalls mit Irrungen und Wirrungen.

Dazu gibt es auch noch gleich zwei verschiedene Motti: Die Leidenschaft und den Schaden, den man nimmt, wenn man ihr folgt und den, wenn man ihr nicht folgt.

Das alles wird dem Zuschauer explizit zur Begutachtung vorgelegt.

Manche Dinge kommen deshalb in dem Film etwas zu kurz wie die "ausgesparten" 25 Jahre und einige der Motive.
Insgesamt sind aber die Schauspieler sehr authentisch - großes Lob; die Kameraführung ist super - sie spiegelt diese Beobachterrolle des Zuschauers gut wieder; Licht, Atmosphäre, Kulissen, Nebenrollen, die symbolischen Szenen sind gut angelegt; man weiß auch nicht, worauf das alles hinausläuft. Schwach sind die Maske und diese durch kurze Schnitte symbolisierten Gedankenfetzen am Ende (letzteres wäre nicht notwendig gewesen).




Donnerstag, 19. Februar 2015

(Alejandro González Iñárritu, 2015), Birdman 2015 Februar


Also nach diesem Film weiß ich noch genauer, warum ich kein Broadway-Star geworden bin :).
Das Schicksal kann hart sein zu denjenigen, die eigentlich Superman, im realen Leben aber Looser sind. Das ist das Thema des Films. Kennen wir aus Comic-Verfilmungen, aber nur als Comic-Story. Oder aus der Literatur, dann als Bruch zwischen Ideal und Wirklichkeit.
Diese Film betritt da Neuland. Hier bleiben die Grenzen zwischen Realität und Superman-Phantasie fliessend (eigentlich ein altes Thema - Stage und Backstage). Michael Keaton verkörpert einen Schauspieler, der die Ansprüche beider Rollen nicht genau voneinander unterscheiden kann, Backstage quasi auf der Bühne. So ergeben sich jede Menge skurriler Situationen, die allerdings mehr aneinander gereiht sind.
Insgesamt eine tolle, für die Rollen sehr passende Besetzung (wo hat Emma Stone bloss diese Glubschaugen her), die Schauspieler sind einfach gut in Gestik, Bewegung und Mimik; Schnitte und Shots gefallen mir auch sehr (keine nervigen Sekundenschnitte), auch die passende Filmmusik. Ein wenig nervig allerdings sind diese langen Shots in den Gängen hinter der Bühne, soll wohl irgendwas symbolisieren (Labyrinth, Einengung...?) sind aber eher nervig.

(Sönke Wortmann 2015), Frau Müller muss weg - 2015 Februar



Naja. Also das ist kein Lehrerbashing, soviel ist klar, das fand ich auch sehr positiv an dem Film. Gezeigt werden Probleme neurotische veranlagter Eltern, die sich für die Erfolge ihrer Kinder in der Schule, nicht aber tatsächlich für ihre Kinder interessieren und Fehler überall, nur nicht bei sich selbst suchen.
Im Prinzip ist es schon erstaunlich, dass man einen unterhaltsamen Film mit eigentlich vollkommen banalen Gesprächen zwischen fünf uninteressanten Figuren und dann auch noch mit einer eigentlich auch uninteressanten Lehrerin machen kann. Zumal es auch nur darum geht, ob die Kinder der Eltern eine zwei oder eine drei oder so ähnlich von eben jener Lehrerin erhalten. Das spannend zu machen, ist eine tolle Leistung der Regie.
Damit das so unterhaltsam abläuft, werden nur zwei bis drei Charaktere komödiantisch überzeichnet (also da hat mein einiges zu lachen).  Gibt wohl filmisch irgendwie nicht mehr her, so ein Elternabend mit neurotischen Eltern. Der Rest bleibt eher blass.
Zur Unterhaltung gibts dann noch einen fidelen Hausmeister und einige Slapstick-Szenen und die im Publikum sitzenden Lehrer, die beim Film weise mit dem Kopf wackeln können und an Elternabende und Elterngespräche mit dem Gedanken "Jawoll, so isses" sich bestätigt fühlen und dabei "weinen, ohne es zu merken".

(Andrés Wood 2004) - Machuca, mein Freund, 2015 Januar



Ein Film über den Militärputsch in Chile, mehr oder weniger aus den Augen eines kleinen Jungen aus "gehobenen" Verhältnissen, der sich mit einem Jungen aus einem Art Slum anfreundet. Die Geschichte geht aus, wie auch der Putsch ausgeht: Der eine gewinnt, der andere verliert (im Film - der Vater aus dem Slum - "der eine hat Schuhe, der andere putzt sie").
So weit so gut. Leider wird die Perspektive des Jungen nicht so recht durchgehalten, die Figuren bleiben aus der Perspektive des Jungen blass, der aufzuklärende Zuschauer, wird mit "erklärenden" Nachrichten oder Fernsehbildern "informiert"; schade, aus der Perspektive des Jungen wäre das sicher sehr interessant gewesen; dazu läuft noch eine irre Geschichte mit der Mutter und ihren Liebhabern ab; sonst sind die Szenen gewählt, die die Brutalität des Regimes und die Haltung der gehobenen Schicht darstellen; auch die an und für sich sehr interessanten Schulszenen verlassen häufig die Perspektive des Jungen, schade.
Am Schluss des Films - eine fast traumhafte Szene im Slum - wird es dann schwach, das ist klare "Propaganda": Schaut mal, wie böse das Militär damals war (wars ja auch, aber inkonsistent vermittelt). Schade, ein Film mit so einem guten Ansatz, so einer richtigen Position; das reicht aber nicht aus, um einen guten Film zu machen (ja, ich weiss, dass er einen Preis bekomen hat).

Dienstag, 27. Januar 2015

(Costa Gavras, 1982 Vermisst - 2015 Januar



Ein super Regisseur und ein super Film. Die Geschichte spielt zur Zeit des Militärputsches (besser der CIA-Intrige) in Chile, 1973. Jack Lemon spielt absolut spitzenmässig die Verwandlung von einem New Yorker Businessman, der seinen in Chile vermissten Sohn wiederfinden will, zu einem aufmüpfigen, wütend suchenden Vater, der genau das wittert, was sich da damals abgespielt hat, nämlich ein CIA-Verbrechen. Sehr spannend, wirkt absolut authentisch, die Schauspieler zeigen keine Schwächen und man wird quasi gezwungen, der Erkenntnis-Linie des Vater zu folgen. Genial. 

(Morten Tyldum, 2015) - The Imitation Game, 2015 Januar



Tja, das ist wirklich schade um so eine interessante Story. Ein in der Regel oberflächliches Rumgetue um diesen tragischen Held, Alexander Turing, dem es gelingt, mit Hilfe einer genialen Neustrukturierung mathematischer Ideen eine Dechiffriermaschine zu entwickeln. Aber was sehen wir da im Film? Irgend so eine asthmatisch vor sich hinrasselnde Maschine, keiner kapiert, was dieselbe da macht. Dazu gibt  es einen Haufen Kritzeleien, die das Prinzip dieser Maschine illustrieren sollen und irgendwelches Gemurmle Turings. Absolut armselig. Der Regisseur unternimmt nicht einmal ansatzweise den Versuch, uns diese Ideen zu erklären. Statt dessen werden wir mit immer gleichen Shots aus einer Militärbaracke bombardiert, in der Turing und seine Mitstreiter herumbasteln. Und das sind noch gute Kulissen. Eine ganze Reihe von Shots sind schlicht katastrophal, was Kulissen und Matte-Paintings angelangt, dazu häufig solche, die wir alle sattsam aus andern Filme kennen, die Bilder aus dieser Zeit zeigen (z.B. Chroniken von Narnia) oder diese untergehenden Schlachtschiffe - Pennälerniveau. Völlig überflüssiges Zeugs. Da retten die eingeblendeten Originalaufnahmen auch nicht.
Dazu kommt dann dies stereotype Rumgelächle von Keira Knightley, ihre Reduktion auf Rehaugen-Rumgeleuchte und ihre Unfähigkeit, essentiell etwas zu dem Film beizutragen.
Cumbarbatch dagegen ist das Highlight des Films; er ist in der Lage, dieses ganze Auf und Ab, die Verschlossenheit, Genialität und und die tieftraurige Vernichtung Turings emotional eindringlich rüberzubringen.
Ein weiteres Highlight des Films ist die die Darstellung von Militär und Geheimdiesnst als skrupellose und widerliche Organisationen; das gelingt absolut überzeugend. Und das Turing letzendlich krankhaften, staatlich organisierten Schwulenhassern zum Opfer fällt, ja, das wird auch überzeugend vermittelt.

Montag, 12. Januar 2015

(Paolo Virzi, 2014) Die süße Gier - 2015 Januar



Was der italienische Titel - Il capitale umano - quasi Humankapital - bedeutet, erfährt man zuletzt. Da finde ich den deutschen Titel für den Film eigentlich besser gewählt, denn darum gehts. Alle sind gierig nach Geld, Macht, Einfluss und betrügen und lügen unverdrossen. Und es endet wie  schließlich wie in der Welt außerhalb des Kinos ist: Die Armen ziehen den Kürzeren.
Eigentlich birgt der Film einen fast klassisch anmutenden Tragödienstoff in sich. Serena, attraktive Tochter eines fiesen Börsenzockers, wird vor eine Entscheidung gestellt, die auf jeden Fall ungünstig ausgehen wird. Es geht, fast wie in einem Krimi, um den Verursacher eines schweren Verkehrsunfalles; um die Lösung diesen Falls rankt sich die ganze Geschichte. Besonders: Diese wird jeweils aus den Perspektiven verschiedener Protagonisten immer neu erzählt - nicht langweilig, sondern immer in Verbindung mit den besonderen Lebensperspektiven dieser Personen; das ist wirklich gut gelungen.
Schauspielerisch super; die Figuren kommen emotional so dicht an einen heran, dass man sich schütteln möchte.

Dienstag, 6. Januar 2015

(James Marsh 2014) - Die Entdeckung der Unendlichkeit, 2014 Dezember


Hat mir gut gefallen, insbesondere der Hauptdarsteller, aber auch die sehr atmosphärische Darstellung von Cambridge, der Wohnungen, Plätze, Orte; da ist der Film ja fast wie eine Sozialstudie.
Erzählerisch ist der Film eher simpel konstruiert. Er zeichnet mehr oder weniger linear die Geschichte von Hawking nach und widmet "wichtigen" Episoden je ein angepasstes Quantum Zeit - das macht es aber für Zuschauer einfach, dieser Lebensgeschichte zu folgen.
Natürlich lernt man in so einem Film wenig über diese Schwarzen Löcher und weiteres Astronomengedöns - die wenigen Versuche des Films, dies metaphorisch auszudrücken, sind auch eher kläglich wie etwa dieser seltsame Rückwärts-Zeitraffer am Ende. Und natürlich fehlt auch der Auftritt bei dem Simpsons.

(Richard Curtis, 2003) Tatsächlich Liebe - 2014 Dezember


Ein Episodenfilm über neun "Pärchen" kurz vor Weihnachten zum Thema "es gibt überall Liebe". Hat sich Curtis gut ausgedacht: eine Top-Besetzung, witzige Dialoge, überhaupt viele witzige und amüsante Szenen, harmoniesüchtige und kitschige Episoden-Enden, gut gefilmt und kurzweilig; sowas macht man als Regisseur gerne, wenn man "tatsächlich Liebe" zum Geld verspürt. Aber vor Weihnachten ist man ja sowieso gefühlsduselig, wenn man nicht an den Weihnachtsstress sondern an Tannenbäume und Gänsebraten denkt; kann man sich mal ansehen.



(Frederick Wiseman 2014) National Gallery, 2015 Januar


Ein toller Film, allerdings drei Stunden lang. Gezeigt werden seht unterschiedliche Szenen aus der National Gallery: Von staunenden Besuchern, Führungen, Gesprächen, Interviews, Restauratoren bis hin zu dem Typ, der defekte Rahmen repariert. Geboten wird etwas für unterschiedliche Vorkenntnisse; auch gut im Thema stehende Personen haben etwas davon. Manchmal - so kam es mir jedenfalls vor - gibt es zu viele Szenen mit Zuschauern; da hätte der Film ruhig etwas kürzer sein können (gemeint war wohl: Vielfalt der Zuschauer, Vielfalt der Kunst). Was mir etwas gefehlt hat - als Bernhard-Fan - war die Irrsigler-Perspektive, hätte sich m.E. auch gut angeboten, zumal es in der der Diskussionsrunde um finanzielle Angelegenheiten des Museums auch um Einsparungen beim Personal geht.