Dienstag, 17. März 2015

(Mikkel Norgaard 2015) Schändung - 2015 März



Alles nur Kinderschänder, diese Skandinavier. Kann man zumindest glauben, wenn man Krimis aus diesen Breitengraden liest oder Filme aus dieser Gegend sieht. Und woher kommen die Übeltäter? Das sind alles Angehörige der oberen Schichten: Ärzte, Unternehmer, kurz: Kerle, die ihre Kinder in Privatschulen schicken und in irgendwelchen hübsch eingerichteten Villen zusammen mit einer gestylten Blondine leben. Genau die Klientel für einen verlotterten und kontaktscheuen Inspektor, der nach jedem Fahndungserfolg wieder am Anfang steht: Nach der Aufklärung ist vor der Aufklärung.
So auch in "Schändung." Die Geschichte dreht sich um Verbrechen aus längst vergangenen Tagen. Der manisch von seinen Aufgaben besessene Mørck und sein Assistent wollen es aufklären und müssen eben dazu in den Villen gutsituierter Kerle oder in Privatschulen herumschnüffeln.
Mørck hat ein gutes Auge für fiese Kerle und erkennt sie eigentlich sofort: Großwildjäger, Antiquitätensammler, fette Rechtsanwälte, alles Typen, die als Schüler schon schlecht sind, rumtanzen oder gar koksen und rumvögeln, bevor ihre Zeit gekommen ist. Alles unangenehme Fetischisten, diese Vögel, die alte Bhs, Slips und dergleichen ihrer Opfer sammeln (nur keine alten Socken - wieso eigentlich nicht?).

Ein weißer Ritter, diese Figur vom Typ P. Marlow, der sich nur nicht selbst umbringt, weil irgendwelche Leute ihn brauchen. Wahrscheinlich meint er damit die Drehbuchschreiber.
Die Figuren sind wenig entwickelt: Mørck ist hauptsächlich unrasiert und hat wohl Magenschmerzen, sein Assistent guckt eigentlich nur freundlich rum, die Sekretärin macht einen quirligen Eindruck und der Rest der Bande schaut wenig ausdrucksstark in die Kamera. Und wie immer sind die Vorgesetzten unfähig und torpedieren die Arbeit der Auftrechten.
Frauen haben in dieser Szenerie eigentlich nichts zu suchen außer als Opfer, Hausmädchen-Ehefrau-Sekretärin, Femme Fatale und - wie sollte es anders sein - als heimtückische Verräterinnen, wie auch hier. Und natürlich die Rächerinnen, bekanntenmaßen viel furchtbarer als die Männer in ihrem Groll.
Und so werden wie in einem Shakepeare-Drama alle bösen Buben plattgemacht oder vergehen im Höllenfeuer. Peinlicherweise auch das zentrale Opfer selbst; da ist Adler genau so wie vielen anderen Schriftstellern nichts besseres eingefallen.
Szenisch aber ganz gut gemacht, vor allem die Kulissen, weniger die Maske (die Junkies sehen so aus, als würden sie gleich zum nächsten Opernball gehen), die Beleuchtung ist OK, man hat allerdings den Eindruck, dass auch bei den Filmbeleuchtern Energiesparen angesagt ist; auch die ohne Dialoge gefilmten Szenen sind gut aneinandergereiht - so kann man sich ganz gut in die Atmosphäre des Films hineinfinden, wenn auch die Einstellungen häufig ein wenig altbacksch sind. Gut sind auch die Rückblenden, die die Spannung des Films deutlich erhöhen.

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