Dienstag, 6. Januar 2015

(Frederick Wiseman 2014) National Gallery, 2015 Januar


Ein toller Film, allerdings drei Stunden lang. Gezeigt werden seht unterschiedliche Szenen aus der National Gallery: Von staunenden Besuchern, Führungen, Gesprächen, Interviews, Restauratoren bis hin zu dem Typ, der defekte Rahmen repariert. Geboten wird etwas für unterschiedliche Vorkenntnisse; auch gut im Thema stehende Personen haben etwas davon. Manchmal - so kam es mir jedenfalls vor - gibt es zu viele Szenen mit Zuschauern; da hätte der Film ruhig etwas kürzer sein können (gemeint war wohl: Vielfalt der Zuschauer, Vielfalt der Kunst). Was mir etwas gefehlt hat - als Bernhard-Fan - war die Irrsigler-Perspektive, hätte sich m.E. auch gut angeboten, zumal es in der der Diskussionsrunde um finanzielle Angelegenheiten des Museums auch um Einsparungen beim Personal geht.

Samstag, 20. Dezember 2014

(Woody Allen, 2014) Magic in the Moonlight - 2014, Dezember


Der erste Woody Allen Film, bei dem ich eingeschlafen bin, und das nachmittags. Eigentlich habe ich mich sehr aufs Kino gefreut, denn der in der Zeitung angekündigte, etwas durchsichtige Plot der Geschichte - ein Spitzen-Zauberkünstler (Colin Firth) soll ein Medium als Schwindlerin entlarven und verliebt sich dabei in sie. Tolle Idee, auch finde ich die zeitliche und räumliche Umgebung sehr, sehr spannend; dazu habe ich viel gelesen. Auch die Schauspieler versprechen einen guten Film.
Dieser wartet auch zunächst mit super-interessanten Elementen auf: der Plot, wie versprochen, ist toll; die 20er Jahre werden mit viel Liebe zum Detail präsentiert (Klamotten, Feste, Interieurs usw.), die Provence in ihrer Schönheit mit diesen tollen Gärten, Villen, Uferstraßen und Meerausblicken. 
Das wars dann aber schon fast. Die Kameraeinstellungen sind langweilig, die Schauspieler stolzieren hölzern durch die Gegend, es gibt ständig die gleichen oder ähnliche Ansichten. Da kann ich je gleich eine Doku über die Provence anschauen. 
Und dann diese ermüdenden Dialoge! Wie jeder weiß, auch der Obermagier im Film, ist Tischklopfen natürlich nichts als pittoresker Schwindel; so ein bisschen hin und her um diese Geschichte (leider fehlt zudem noch diese irre Plasmathema) ist natürlich OK, aber nicht den halben Film lang - absolut öde. Einziger Lichtblick (leider auch immer wieder die gleiche Einstellung) ist dieses schöne Landhaus mit der alten Tante. Da hilft Emma Stone mit ihren Kuhaugen auch nicht weiter.

Mittwoch, 3. Dezember 2014

(Hans Petter Moland 2014) Einer nach dem anderen - 2014 November


So eine Art "Fargo", aber in Norwegen spielend - da gibt es deutliche Parallelen. Die Handlung ist schon göttlich angelegt: Stellan Skarsgård spielt den Racheengel und erledigt eine Latte von Typen, die den Tod seines Sohnes (Drogenkriminalität) auf dem Gewissen haben. Zuerst ist das ziemlich brutal, dann wird's skurril (soll eine Krimikomödie sein).
Alle Figuren sind schon sehr überzeichnet und in polarisierter Gegenüberstellung, so wie z.B. der norwegische Oberdrogenhändler, ein extrem spackiger Typ, veganer Maseratifahrer mit psychischen Ausfällen - dagegengesetzt der als besonders solide gekennzeichnete Protagonist, ein Typ, der den lieben langen Tag mit einem Schneepflug durch die Landschaft gurkt.
Also, diese Drogenfuzzies will der Schneepflugfahrer alle umnieten; anfäglich schafft er das auch ganz gut.
In der Mitte wechselt der Film dann plötzlich die Handlung; eine serbische Gangsterbande mit Bruno Ganz als Boss erscheint, auch Dealer, es kommt dann zum Showdown zwischen den Norwegern und Serben. Es knallt dann unentwegt, zum Schluss sind fast alle tot, zwischendurch gibt es eine Reihe unglaublich grotesker Szenen, die den Film absolut sehenswert machen.
Schön gefilmt, Soundtrack ist gut. 

Samstag, 29. November 2014

(Hans Petter Moland 2010) Ein Mann von Welt - 2014 November



Eine irre Geschichte: "Nach zwölf langen Jahren wird Ulrik aus dem Gefängnis entlassen. Er musste eine Haftstrafe wegen Mordes verbüßen, weil er den Liebhaber seiner Frau umgebracht hat. Als sich die Gefängnistüre öffnet, steht er vor einer monotonen, trostlosen, verschneiten Landschaft. Niemand wartet auf ihn. Die Welt ist ihm fremd geworden. Fast hat es den Anschein, als würde er lieber im Gefängnis bleiben, statt frei zu sein und nicht zu wissen, was er jetzt mit sich anfangen soll." (Wikipedia).
So skurrile Schauspieler, Szenen und Dialoge erlebt man selten, alles wie aus dem Raritätenkabinett. Soll eine Komödie sein, ist es aber keineswegs. Die Personen wirken wie erstarrt, vollkommen unfähig zu normalem Handeln, alles traurige Figuren, da schüttelt es einen geradezu. Die Szenen sind nicht vorhersehbar, es geht andauernd hin und her, die Beziehungen zwischen ihnen sind ziemlich undurchsichtig, der Schluss ist genauso seltsam wie der Anfang. Meist gut in den Szenen, manchmal zu exaltiert, aber meist so bizarr, dass man eigentlich nicht mehr darüber lachen kann. Sonderpunkte für skurrile Filme.

Dienstag, 11. November 2014

(John Turturro, 2014) Plötzlich Gigolo - 2014 Oktober


Eine köstliche Komödie über einsame Großstädter(innen), Sex (naja, ein Film ohne Altersbeschränkung), jüdische Gebote und Verbote, Shmorim und dazwischen wuseln der schlitzohrige Woody Allen und John Turturro himself herum. Die Handlung ist zwar etwas verwickelt; so kapiert man nicht so recht, wieso Murray (Allen) mit dieser Othello und ihren Kindern zusammenlebt, sie bleibt aber insgesamt aber gut nachvollziehbar.
Auf jeden Fall werden hier verschiedenen Welten in ihren jeweiligen Besonderheiten gut gegeneinander gestellt: Murray als pleitegegangener Buchhändler mit seinem früheren Angestellten Fioravante auf der Suche nach einer neuen Geldquelle, die gelangweilten, reichen New Yorkerinnen auf der Suche nach erotischen Abenteuern und eine jüdischen Community in Brooklyn auf der Suche nach dem rechten Weg zwischen Beth Din und Einsamkeit; alles bleibt in Bewegung, sicher seht überzeichnet, aber ein Ausschnitt aus dem Leben. Toll gemacht.
Dazu gibts schöne Filmmusik und tolle Schauspieler.   

(Zach Braff 2014) Wish I Was Here - 2014 Oktober




Fand ich ganz amüsant. Die Story, angeblich "Schauspieler sucht nach dem Sinn des Lebens", zeigt einen Wendepunkt im Leben eines abgehalfterten Schauspieler, dessen Vater im Sterben liegt. Natürlich (im Film) ist das die Zeit für eine Rückschau, für auseinandergelebt Beziehungen, Versöhnungen, hier durchmischt mit wirklich sehr witzigen Szenen und Situationskomik, jedenfalls für den, der das mag. Einige Witze sind wirklich umwerfend komisch. Ist auch teilweise eine interessante Sozialstudie, z.B. zu Privatschulen, Comic-Freaks, Hollywood (auch hier liegen natürlich Witze nah).
Natürlich gibts auch diese beknackten Szenen mit "Was tu ich, wenn ich wirklich originell und frei bin", sattsam bekannt aus allen möglichen Filmen. Da besteht Originalität darin, sich eine farbige Perücke zu kaufen, ha ha.
Wie auch immer, man kommt ganz gut unterhalten aus dem Kino.

(Mike Leigh 2014) Turner - 2014 November



Der Film hieße besser "Elendes Geröchel" oder so ähnlich: Dauernd wird geröchelt, gespuckt, geschnaubt. An und für sich habe ich mich sehr auf diesen Film gefreut, denn ich liebe Filme, in denen gezeigt wird, wie Künstler arbeiten. Aber Banane. Erst einmal malt der Darsteller (T. Spall) keineswegs so, wie wahrscheinlich Turner gemalt hat und dann sind das auch noch wenige, kurze Szenen.
Hauptsächlich ist zu sehen, wie Turner pausenlos mit dem griesgrämigsten Gesicht herumläuft und bis auf seinen Vater alle so schlecht behandelt, wie er nur kann, mal von einigen Episoden mit seiner"Nebenfrau" abgesehen. Und so entwickelt sich kaum etwas an Handlung, Turner wird auch nicht älter (im Film spielt zwischen 1828/29 und 1851), schlurft nur krummpuckelig und schlampig rum, ranzt fast alle nur an und die Mißmut in Person. Im Gegensatz dazu sind die Städte und Wohnungen geradezu sonntäglich herausgeputzt, die Straßen frisch mit Sand bestreut. Außer einigen Passagen in der Akademie, Posen vor Sonnenuntergängen und einem Techtelmechtel passiert da eigentlich nicht viel.
Mile Leih ist zudem offensichtlich der Meinung, dass es damals hauptsächlich Sonnenauf- und -untergänge oder entsprechende Stimmungen zu sehen gab. Diese dominieren jedenfalls die Bildauswahl. Das wäre ja ziemlich naiv anzunehmen, dass Turner seine Art von Bildern malt, weil er ständig diese Tagesstimmungen sieht.
Aber: Ein echtes Highlight sind diese wunderschönen Interieurs in diesem Film. Beeindruckende Möbel, wunderschönes Porzellan, tolle Gläser; leider natürlich alles zu kurz.
Tja, schade, schade.